"Schlechter Deal macht den Weg zur Bombe frei"

Iran-Gespräche: Poker mit offenem Ausgang.
Israels Regierung verfolgt die Verhandlungen in Wien mit wachsender Nervosität.

Alles, nur kein Vertrag zugunsten Teherans. Während in Wien das Tauziehen um das iranische Atomprogramm eine kurze Atempause einlegt (mehr dazu siehe hier), warnt die Regierung in Jerusalem lauter denn je vor einem Kompromiss, der den atomaren Ambitionen des Mullah-Regimes Tür und Tor öffnen würde. Und wie diese Ambitionen aussehen, daran lässt etwa Mark Regev, Sprecher von Premierminister Netanyahu, gegenüber dem KURIER keinen Zweifel: "Man muss doch extrem naiv sein, um immer noch zu glauben, dass dieses Programm nur zivilen Zwecken dient. Ein schlechter Deal macht dem Iran den Weg zur Bombe frei."

"Europa bedroht"

Die Bedrohung durch eine iranische Atombombe aber würde nicht nur Israel betreffen, analysiert der rechte Hardliner, schließlich hätten die internationalen Kontrollen ja jede Menge Hinweise darauf geliefert, dass der Iran an Langstreckenraketen baue. Und die würden, bestückt mit einem Atomsprengkopf, auch europäische Hauptstädte bedrohen.

Israels Regierung wird durch die USA regelmäßig über den Stand der Verhandlungen in Wien informiert. US-Präsident Obama hat Netanyahu bereits telefonisch kontaktiert. Von den derzeit auf dem Tisch liegenden Kompromissvorschlägen hält man gar nichts.

Die umstrittene Urananreicherung des Iran – nur so kann das Land Material für Atombomben herstellen – lediglich zu verlangsamen, wäre "eine kosmetische Korrektur ohne jede Substanz." Das Regime in Teheran bekomme nämlich auf diese Weise genau, was es wolle: Das Potenzial, in kürzester Zeit eine Atombombe herzustellen. Regev: "Der Iran kann die Urananreicherung auf diese Weise beschleunigen, wann immer er will."

Die Inspektoren der UN-Atombehörde IAEO hätten ja bereits mehrfach geheime Teile des Atomprogramms viel zu spät entdeckt.

Warnungen

Jerusalem fühlt sich mit seinen Warnungen vor der iranischen Bombe viel zu wenig ernst genommen, von Europa und auch vom traditionell engsten Verbündeten USA. Von einer anderen Seite aber bekomme man, wie auch Regev betont, massive Unterstützung. Die arabischen Staaten , traditionell eigentlich Feinde Israels, hätten exakt dieselben Bedenken: "Im ganzen Nahen Osten, vor allem in den Golfstaaten, sieht man das Problem exakt so wie wir." Eine iranische Atombombe würde etwa Saudi Arabien oder Ägypten dazu bringen, so rasch wie möglich nachzurüsten: Der atomare Wettlauf im Nahen Osten wäre eröffnet.

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