"Die Flüchtlingskinder müssen an ihre Zukunft glauben"

Don Andres Calleja setzt sich mit ganzem Herzen für "seine" Flüchtlingskinder der Schule der Salesianer Don Boscos in Istanbul ein.
Flüchtlingskinder bekommen bei Salesianern Don Boscos in Istanbul Schulbildung und Hoffnung.

Voller Energie und Lebensfreude erzählt Don Andres Calleja dem KURIER von "seinen" 300 Flüchtlingskindern, die in Istanbul sechs Tage die Woche, zwölf Monate im Jahr, in die Flüchtlingsschule der Salesianer Don Boscos gehen dürfen. "Wir nehmen jedes Kind auf, das kommt. Jedes", sagt der Spanier. "Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Kinder, die Krieg und Flucht hinter sich haben, integrieren. Schon nach wenigen Tagen weißt du nicht mehr, woher die Kinder kommen, sind sie Moslems oder Christen. So gut vermischen sie sich." Und: Sie landen nicht auf der Straße, während ihre Eltern versuchen, das Nötigste zum Überleben zu verdienen. Der Einsatz der Salesianer wurde 2014 mit einem Besuch von Papst Franziskus belohnt.

"Gruppe als Therapie"

Die Kinder, vor allem aus Syrien und dem Irak, haben Krieg und Flucht hinter sich, stehen unter enormer Spannung. "Die Gruppe ist ihre Therapie", sagt Don Andres. "Bei uns bekommen sie nicht nur Schulbildung in Englisch, sondern auch Spaß, Freundschaft, Freiheit, Musik, Sport. Das gibt ihnen Halt und Hoffnung. Unser Ziel ist, dass sie glücklich sind und nach vorne schauen." Ihre Eltern "reden nur von dem, was sie verloren haben: ihre Heimat, ihr Haus, ihre Verwandten, ihren Job. Für die Kinder ist das nichts. Sie müssen an ihre Zukunft glauben."

In die türkischen Schulen dürfen sie nicht gehen. Sie und ihre Familien stehen unter dem Schutz des UNHCR, haben aber wenig Rechte. Nicht auf Bildung, nicht auf eine legale Arbeit. Auf Druck der EU hat die Türkei Flüchtlingen Arbeitsgenehmigungen zugesagt, aber in der Praxis schaut es offenbar anders aus.

Türkei als Wartezimmer

Die Türkei ist für die Familien ein Wartezimmer: Alle wollen weg. Europa nimmt sie nicht, aber nach drei, vier Jahren des Wartens Kanada, Australien, die USA. "Bis jetzt haben es alle geschafft." Doch die Zeit bis dahin ist hart, vor allem für Teenager, die von den Eltern arbeiten geschickt werden, um zu überleben. Salesianer Jacky Doyen verbringt im Don Bosco Zentrum mit ihnen die Wochenenden, mit Musik, Spaß, aber auch Unterricht. Der Haitianer erzählt von Jugendlichen, die in Textilfabriken für ganz wenig Geld schuften. "Sie arbeiten bis zu 14 Stunden am Tag, manche bis zwei, drei Uhr in der Nacht. Denn für drei Überstunden gibt es umgerechnet einen Euro extra."

Spenden: Jugend Eine Welt unterstützt das Projekt und bittet um Spenden. Kennwort Istanbul. IBAN: AT92 3600 0005 0002 4000, BIC: RZTIAT22

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