Chodorkowski legt sich mit Putin an

Chodorkowski schließt nicht aus, als Präsident zu kandidieren.
Kremlkritiker: Tausende bei Protestmarsch in Moskau.

Als der Kremlkritiker Michail Chodorkowski im Dezember nach jahrelanger Haft begnadigt wurde, musste er versprechen, sich aus der russischen Politik herauszuhalten. Doch daran hielt sich der heute in der Schweiz lebende Ex-Ölmagnat nie. Wie Le Monde am Sonntag berichtete, schließt Chodorkowski nicht einmal aus, irgendwann selbst im Kreml zu regieren. "Ich wäre nicht interessiert, Präsident zu werden, wenn mein Land sich normal entwickeln würde", zitiert die französische Zeitung den 51-Jährigen, der in Paris für seine neue Online-Oppositionsplattform "Offenes Russland" warb. "Wenn es aber notwendig wäre, die Krise zu bewältigen und eine Verfassungsreform durchzuführen, wäre ich bereit, einen Teil der Arbeit zu übernehmen."

Am Dienstag reist Chodorkowski, der 2003 festgenommen und in einem politischen Prozess wegen Betrugs und Steuerhinterziehung zu Lagerhaft verurteilt worden war, nach Berlin. Auch dort bewirbt er "Offenes Russland". Dem Spiegel gab Chodorkowski vorab ein Interview. In diesem kritisiert er Putins Ukraine-Politik, gibt dem Westen aber eine Mitschuld: "Der Westen hat mit seiner sogenannten Realpolitik bei Putin die Überzeugung genährt, dass er und seine Umgebung alles dürfen. Die Botschaft war: Lasst uns gute Geschäfte machen, ansonsten ist alles erlaubt."

Brüchige Waffenruhe

In Moskau beteiligten sich gestern rund 5000 Menschen an einem von Chodorkowski unterstützten "Friedensmarsch" gegen den Einsatz russischer Soldaten in der Ostukraine. Die dortigen Rebellen und die Regierung in Kiew hatten sich am Samstag auf die Bildung einer Pufferzone verständigt. Bisher ohne Folgen: Eine solche Zone, so Kiew gestern, könne nicht eingerichtet werden, solange die Waffenruhe weiter gebrochen werde.

Bilder von der Demo in Moskau:

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