Russischer Hilfskonvoi passiert Grenze

Der russische Konvoi an der ukrainischen Grenze hat sich im Bewegung gesetzt.
Nach tagelangem Tauziehen hat die Lkw-Kolonne nun die Grenze überqueren dürfen.

Der seit fast einer Woche an der russisch-ukrainischen Grenze feststeckende Hilfskonvoi kommt in Bewegung. Am Donnerstag passierten erste Lkw die russische Seite des Grenzübergangs Donezk, wie ein Reuters-Augenzeuge berichtete.

Die ukrainische Regierung hatte der Weiterfahrt der Kolonne aus rund 280 Fahrzeugen zunächst nicht zugestimmt, weil sie befürchtete, Russland könnte den Konvoi als Deckmantel für eine Intervention nutzen. Am Wochenende hatte sie den Konvoi als humanitäre Hilfe anerkannt und so prinzipiell den Weg für die Lkw freigemacht. Die Lastwagen sollen unter Aufsicht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in die zwischen Rebellen und Regierungstruppen umkämpften Gebiete der Ostukraine fahren.

Granaten auf Wohnhäuser

Die ukrainische Armee hat unterdessen erneut Stellungen in der Separatistenhochburg Donezk beschossen. Die Granaten trafen am Donnerstag laut Stadtverwaltung auch Wohnhäuser. Angaben über Opfer lagen zunächst nicht vor. Ein Geschoß sei im Heimatmuseum von Donezk eingeschlagen und habe mehrere Ausstellungsräume beschädigt, sagte ein Behördensprecher.

Die Aufständischen feuerten mit Mörsern und aus großkalibrigen Maschinengewehren zurück auf die Armee. Auch aus der benachbarten Großstadt Luhansk wurden erneut Kämpfe gemeldet. In Makejewka bei Donezk wurde ein Gefängnis von Granaten getroffen. Vier Häftlinge seien ums Leben gekommen, teilten die Justizbehörden in Kiew mit. Acht weitere Männer wurden verletzt. Aufständische und Armee machten sich gegenseitig für den Beschuss verantwortlich.

Panzer erobert

Unterdessen hat die ukrainische Armee bei Kämpfen um die Rebellenhochburg Luhansk nach eigenen Angaben zwei russische Armee-Panzer erobert. Ukrainische Soldaten hätten zwei Panzer der Luftlandedivision aus dem russischen Pskow in ihre Gewalt gebracht, sagte der ukrainische Armeesprecher Andrej Lyssenko am Donnerstag. In einem der Fahrzeuge hätten sich Militärdokumente und ein Führerschein befunden. Die Panzer und ihre Fahrer gehörten demnach zur Einheit 74268 der ersten Fallschirmspringer-Kompanie der Luftlandedivision Pskow im Nordwesten Russlands, sagte Lyssenko.

Kiew wirft der russischen Regierung vor, die prorussischen Separatisten im Osten der Ukraine mit Kämpfern und militärischem Gerät zu unterstützen. Russland weist den Vorwurf zurück. Ein Separatistenführer hatte in der vergangenen Woche in einem Internet-Video berichtet, Russland habe seine Truppen mit dutzenden Panzern und 1200 in Russland ausgebildeten Kämpfern unterstützt. Moskau hatte die Angaben dementiert.

Hilfslieferung aus Polen

In der Westukraine traf unterdessen eine Hilfslieferung aus Polen ein, wie die prowestliche Führung in Kiew mitteilte. Kleidung, Heizgeräte sowie Schulbedarf für Kinder sei an Flüchtlinge aus dem umkämpften Osten und der von Russland annektierten Halbinsel Krim verteilt worden. In der Kampfzone warten hingegen Zehntausende noch immer auf humanitäre Hilfe.

Poroschenko will in Minsk Rückzug der Rebellen fordern

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko will bei einem neuen Krisentreffen mit seinem Amtskollegen Wladimir Putin in Minsk einen Rückzug der prorussischen Separatisten aus dem Osten des Landes fordern. "Ich bin überzeugt, dass es uns gelingen wird. Die Ukraine will Frieden", sagte Poroschenko am Donnerstag in Kiew. Er brauche bei den Gesprächen an diesem Dienstag eine starke Verhandlungsposition.

Sondermaschine bringt malaysische Opfer in die Heimat

Indes ist eine Sondermaschine mit den sterblichen Überresten von 20 malaysischen Opfern des Flugzeugabsturzes über der Ostukraine am Donnerstag von Amsterdam aus nach Kuala Lumpur gestartet. Das Flugzeug der Malaysia Airlines sollte dort am Freitagfrüh (Ortszeit) mit militärischen Ehren empfangen werden, meldete die Nachrichtenagentur ANP. Mit einer Schweigeminute sollte ein nationaler Trauertag eingeleitet werden, mit dem Malaysia seiner umgekommenen Landsleute gedenkt. Bei dem mutmaßlichen Abschuss der Passagiermaschine am 17. Juli waren alle 298 Menschen an Bord ums Leben gekommen. 43 von ihnen waren Malaysier. Bisher wurden 127 Insassen identifiziert.

Die Ukraine und die prorussischen Rebellen im Osten des Landes beschuldigen sich gegenseitig, das Flugzeug abgeschossen zu haben. Die zentralen Untersuchungen zu dem Absturz laufen in den Niederlanden, weil die weitaus meisten der Opfer Niederländer waren. Um die Identifizierung der Leichen sowie von Leichenteilen bemüht sich ein internationales Team von Gerichtsmedizinern in Hilversum bei Amsterdam.

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