Umweltskandal um Firma aus Österreich

Holz ist eines der wichtigsten Exportgüter Rumäniens: Doch dafür werden auch geschützte Wälder geopfert.
Verarbeitet eine österreichische Firma Holz aus Rumäniens Urwäldern? Rumäniens Justiz ermittelt. Umweltschützer sind alarmiert.

Von nachhaltiger Forstwirtschaft und Verantwortung gegenüber der Natur schreibt Schweighofer in firmeneigenen Broschüren. Gerne erwähnt der österreichische Holzverarbeiter auch Umwelt-Gütesiegel wie FSC, mit denen seine Produkte ausgestattet sind. Doch das saubere Image des Produzenten von Bauholz und Heizpellets ist derzeit akut gefährdet. Ausgerechnet in Rumänien, dem Land mit den größten intakten Urwäldern Europas, soll Schweighofer Holz aus illegalen Schlägerungen und aus Nationalparks verarbeiten. Rumänische und internationale Umweltschützer haben im vergangenen Jahr immer wieder belastende Fakten gegen die rumänischen Sägewerke der österreichischen Firmen an die Öffentlichkeit gebracht.

Umweltschützer verprügelt

Inzwischen hat auch Rumäniens Umweltministerium umfassende Ermittlungen durchgeführt. In den noch unveröffentlichten Berichten, werden, so erfuhr der KURIER, massive Anschuldigungen gegen Schweighofer erhoben. So soll man über mehr als ein Dutzend Firmen Holz aus illegalen Schlägerungen bezogen haben. Für den rumänischen Umweltschützer Gabriel Paun – er und seine Organisation Agent Green verfolgen Schweighofers Aktivitäten seit Jahren – keine Überraschung. Er selbst hat Holzlieferungen aus rumänischen Nationalparks bis zu einem der Schweighofer’schen Sägewerke verfolgt. Vor den Toren des Firmengeländes, wurde der Aktivist schließlich von Mitarbeitern einer Sicherheitsfirma krankenhausreif geschlagen.

Schweighofer, so betont der Umweltschützer, habe schon vor Jahren angekündigt, kein Holz aus Nationalparks zu verarbeiten, auch nicht aus jenen Teilen, in denen unter strengen Auflagen gefällt werden dürfte. Gehalten aber habe man sich nicht daran. Dazu kursiert seit Wochen ein Video einer US-Umweltschutzorganisation im Netz. Darin unterhalten sich als Holzlieferanten getarnte Aktivisten mit Managern von Schweighofer. Die machen den vermeintlichen Holzhändlern klar, dass man ruhig auch mehr Holz liefern könne, als Fäll-Genehmigungen vorhanden seien. Die Zitate seien aus dem Zusammenhang gerissen, verteidigt sich die österreichische Firma.

Bestechung bei den Behörden

Zwar muss in Rumänien jeder gefällte Baum gekennzeichnet sein. Doch in dem schwer durchschaubaren Wirrwarr aus Holzfirmen, die die Sägewerke beliefern, würde, laut den Recherchen der Umweltaktivisten mit gefälschten Papieren und manipulierten Holzmengen gearbeitet, würde auch Holz ganz ohne Kennzeichnung gehandelt. Dazu kommt, dass die zuständige Waldbehörde, Rom Silva, inzwischen auch in Misskredit geraten ist. Gegen deren Chef wird wegen mutmaßlicher Bestechung ermittelt.

Schweighofer gibt sich auch gegenüber dem KURIER zurückhaltend. In einer offiziellen Stellungnahme erklärt man, die Ermittler des Umweltministeriums bestmöglich unterstützt zu haben. Da die Ergebnisse der Untersuchungen noch nicht vorlägen, werde man diese auch nicht kommentieren.

Alarmiert zeigt man sich dagegen bei der Umweltorganisation WWF. Immerhin steht man mit dem eigenen Namen hinter dem Umwelt-Gütesiegel FSC, auf das Schweighofer im laufenden Skandal verweist. "Es gibt Wälder von Schweighofer, die das Zeichen haben, aber den größten Teil des Holzes kauft die Firma von anderen Lieferanten", erläutert Waldexperte Michael Zahnen: Wir stehen nicht dafür gerade, wenn man sich jetzt dahinter versteckt." Der WWF hat eigene Recherchen begonnen, um den Fall aufzuklären, spricht aber schon jetzt von massiven Indizien gegen Schweighofer: "Es geht um die letzten Urwälder Europas, das ist kein Spaß."

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