Von "austriakischem Schlamassel" und einem "Bock, der sich zum Gärtner" macht

ZDF kommentierte mit einem Meme – und dem Hinweis auf die Fantasien eines berühmten Österreichers.
Einigkeit in der internationalen Presse nur über "haarsträubendes" Chaos bei der Wahl.

Breaking News quer durch Europa: Die Wahl in Österreich muss wiederholt werden. Die Feinheiten in den Deutungen dieses Ereignisses liegen in der Wortwahl sowie darin, welche Fakten kommuniziert werden. So bezeichnet die russische Staats-Agentur Sputnik die FPÖ als "rechtskonservativ", die FAZ nennt sie "rechtspopulistisch", Al Jazeera nennt die FPÖ "Einwanderungs-feindlich", die britischen Zeitungen dagegen wie auch einige deutsche bewerten sie als "Europa-skeptisch".

Allen gemein ist die Erwähnung der "unfassbaren Mischung aus Schlamperei, Wurstigkeit und Inkompetenz" (Bild) bei der Auszählung und auch, dass Norbert Hofer jetzt bis zu den Neuwahlen als dritter Nationalratspräsident quasi ein "Ein-Drittel-Präsident" sein wird. Und: Dass die FPÖ mit der Neuwahl praktisch eine zweite Chance erhält. "Kommt es noch zum Rechtsruck bei den Ösis?", so Bild. Die Süddeutsche Zeitung befürwortet in einem Kommentar die Wiederholung als die "sauberste Lösung des austriakischen Schlamassels". Es habe letztlich keine andere Option gegeben, als die Wahl für ungültig zu erklären. Das Handelsblatt spricht von einer "Blamage" und einem "Sieg für die Populisten".

Bewertung des Chaos

Unterschiede fallen bei der Bewertung der Schlampereien auf: Während The Guardian ausführt, dass das Verfassungsgericht keinen Hinweis auf Wahlfälschungen hat, erwähnt das Sputnik nicht. Der Wahlsieg Van der Bellens sei, so Sputnik, wegen Unregelmäßigkeiten rechtswidrig gewesen. In der Liste Themen-bezogener Artikel erscheint auf der Webseite eine Van-der-Bellen-Story mit dem Titel: "In Österreich gewann Kandidat der EU und der NATO -Experte."

Der Tenor in Kommentaren westeuropäischer Medien dagegen: Nach dem Brexit-Referendum würden bei einer Wahl Hofers nun europaweit Brüssel-abgeneigte Kräfte Oberwasser bekommen. Die BBC präsentierte die Story sogleich mit einer Grafik über Europas nationalistische Parteienlandschaft. Die italienische La Repubblica äußert die Sorge, dass Hofer als "ultranationalistischer, ausländerfeindlicher und rechtsextremer Präsident" wie schon erwähnt auch in Österreich ein EU-Austritts-Referendum anregen könnte.

Tiefe Spaltung

Österreich-intern ist in diversen Medien von einer tiefen Spaltung der Gesellschaft die Rede, die sich nun vertiefen werde (Tagesanzeiger). Die Schweizer Zeitung schreibt: "Ein Sieg der Demokratie sieht anders aus." Wenn sich nun die FPÖ zur Hüterin der Demokratie erkläre, "dann macht sich damit der Bock selbst zu Gärtner". Es gehe der FPÖ nicht um Grundwerte, es gehe ihr darum, "dass ihr Kandidat nicht verlieren darf". Sollte Hofer nicht gewinnen, so werde die FPÖ neue Verschwörungstheorien erfinden.

Die internationalen Freunde der FPÖ verkünden geschlossen den "Sieg der Grundwerte". Die Lega Nord jubelte, es sei bestätigt, dass es bei der Stichwahl zu Unregelmäßigkeiten gekommen sei. Wahrheit und Freiheit würden am Schluss siegen, so Parteichef Matteo Salvini, der in der Vergangenheit nicht von "Unregelmäßigkeiten" sondern von "Wahlbetrug" gesprochen hatte. Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders schrieb auf Twitter nur: "Super."

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