Premierministerin will nach Hausfrauenart regieren

Sanfterer Umgang mit Moskau: Premierministerin Kopacz
Führungswechsel: Donald Tusks Nachfolgerin Ewa Kopacz tritt an.

Harte und solide Arbeit" werde sie leisten, betonte Ewa Kopacz am Montag in der Säulenhalle des Präsidentenpalasts mehrfach. Die Ex-Parlamentspräsidentin folgt als Regierungschefin ihrem Parteikollegen Donald Tusk. Er regiert seit 2007 das Land und tritt im Dezember sein Amt als EU-Ratspräsident an.

Die energische ehemalige Kinderärztin kündigte einen demonstrativ weiblichen Akzent an, der demnächst Kanzleramt und Land bestimmen soll: "Wir sollten uns verhalten wie eine vernünftige Frau – unser Land, unsere Kinder, unsere Sicherheit sind am wichtigsten", so die Reaktion der 57-Jährigen, als sie auf die Gefahren angesprochen wurde, die Polen von außen drohen können. Immerhin hat Wladimir Putin in der letzten Woche laut fantasiert, Warschau in zwei Tagen einnehmen zu können.

Sowohl Tusk wie der abgesetzte Außenminister Radoslaw Sikorski warben unermüdlich dafür, wegen des Ukraine-Konflikts Moskau mit harten Sanktionen anzugehen. Kopacz will da sanftere Töne anschlagen.

Zwar wird sich Polen weiter an NATO-Manövern beteiligen. Doch die neue außenpolitische Flanke Polens erscheint schwach: Der neue Außenminister Gregorz Schetyna soll wohl vor allem Kopaczs Regieren nicht zu sehr stören. Viel Rückhalt, meinen politische Beobachter, habe er in der neuen Regierung nicht.

Zu eigenwillig sei Kopacz sein Vorgänger Radoslaw Sikorski gewesen, der nun auf ihrem bisherigen Posten im Parlament die Opposition bändigen soll. Der Oxford-Absolvent hatte sich durch vulgäre Kommentare und Kritik an den USA in eine politische Schräglage manövriert. Obendrein wurde Sikorski von bislang unbekannten Auftraggebern in einem Restaurant abgehört. Das Nachrichtenmagazin Wprost veröffentlichte die Grobheiten des Ministers und löste einen Skandal aus.

Ewa Kopacz, die ihren Willen auch mal mittels Weinkrämpfen durchsetzt, wünscht sich jedenfalls verlässliche Mitstreiter. Bis zu den Parlamentswahlen im Herbst 2015 will sie das Justizwesen reformieren, die Familienförderung stärken sowie die Warteschlangen in Polens Onkologie-Spitälern merklich kürzen. Immerhin 31 Prozent der Polen trauen ihr nach Umfragen das auch zu.

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