Entlassung schlägt in Paris Wellen

Entlassung schlägt in Paris Wellen
Magazin wirft Botschafterin Plassnik Hartherzigkeit vor. Außenamt: Keine leichtfertige Kündigung.

Harte mediale Bandagen für die österreichische Botschafterin in Paris, Ursula Plassnik: In einem Artikel des Magazins L’Express wird die österreichische Diplomatin als kaltherzige Repräsentantin „einer gewissen politischen Elite“ vorgeführt, die „ohne Rücksicht auf die Wirtschaftskrise“ agiere. Anlass der Attacke ist die fristlose Entlassung eines französischen Mitarbeiters und dreifachen Familienvaters nach 18 Jahren Anstellung als Verwaltungsbediensteter.

Monsieur R., so schreibt L’Express, sei „mitten im Winter“ aufgefordert worden, seine 50 Quadratmeter kleine Dienstwohnung im Kellergeschoß der Botschaft zu verlassen – ohne Rücksicht auf seine Kinder (6, 9 und 13 Jahre), die angesehenen Schulen des Pariser Diplomatenviertels besuchen.

Ein Ansuchen des Gekündigten, seine Wohnung noch einige Monate behalten zu können, um das laufende Schuljahr seiner Kinder nicht zu gefährden und eine alternative Unterkunft in der Nähe der Schulen zu finden, sei abgewiesen worden. Auch ein Brief der bürgerlichen Bezirksvorsteherin und prominenten Ex-Justizministerin Rachida Dati, die Botschafterin möge einen Aufschub gewähren, sei auf taube Ohren gestoßen.

Monsieur R., der vom Magazin als stets einsatzbereiter „Mann für Alles“ der Botschaft präsentiert wird, wurde gekündigt, weil ihm die Botschaft ein „schwerwiegendes Vergehen“ vorwirft. L’Express schreibt, dem Mann würde die Durchsicht privater Mails während seiner Dienstzeit und der Besuch einer Auto-Austellung während eines Krankenstands vorgeworfen, de facto aber sei er Plassnik seit ihrem Amtsantritt Ende 2011 nicht genehm gewesen.

Von Seiten des Außenamts in Wien hieß es, man habe sich „zur Kündigung eines langjährigen Mitarbeiters nicht leichtfertig“ entschlossen. Man könne sich dazu „nicht im Detail“ äußern, weil die Angelegenheit gerichtsanhängig ist. Allerdings betont Außenamtssprecher Martin Weiss, der Gekündigte würde „mit seinen Kindern nach wie vor in der Botschaft wohnen“, während der Artikel den gegenteiligen Eindruck erweckt.

Der Bericht des L’Express trifft freilich auf eine sehr hellhörige Öffentlichkeit angesichts der Wohnungsnot in Paris und dem rasenden Anstieg der Arbeitslosenrate auf über zehn Prozent in Frankreich. Auch geht es dem Journalisten nicht um Österreich, sondern, wie er schreibt, um einen Vorfall, der „symptomatisch für die Brutalität der sozialen Beziehungen in den Zentren der Macht“ in Paris sei.

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