Deutsche Geiseln frei

Deutsche Geiseln frei
Die Islamisten-Gruppe Abu Sayyaf gibt an, Lösegeld erhalten zu haben.

Zwei auf den Philippinen entführte Deutsche sollen nach Angaben eines lokalen Radiosenders frei sein. Der Sender DXRZ mit Sitz in der Stadt Zamboanga strahlte am Freitag ein entsprechendes Interview mit einem Sprecher der islamistischen Gruppe Abu Sayyaf aus. „Wir haben das Lösegeld erhalten“, sagte der Abu-Sayyaf-Sprecher, der sich Abu Rami nennt. Zunächst gab es keine offizielle Bestätigung dafür.

Der 72-Jährige und seine 55 Jahre alte Lebensgefährtin waren im April während einer Segeltour westlich der Philippinen entführt worden. Die Kidnapper der islamistischen Terror-Organisation hatten vier Millionen Euro Lösegeld verlangt.

In den vergangenen Monaten waren die beiden Geiseln von den Entführern mehrfach vorgeführt worden. In Radio- und Videobotschaften flehten sie dabei um Hilfe. Die Terroristen hatten in den vergangenen Tagen den Radiosender in der Stadt Zamboanga mehrfach genutzt, um ihre Forderungen zu verbreiten.

Mit IS verbündet

Abu Sayyaf kämpft im muslimischen Süden der sonst überwiegend katholischen Philippinen für einen eigenen Staat. Die Gruppe hat der IS-Terrororganisation ihre Verbundenheit erklärt. Immer wieder erpresste sie in der Vergangenheit mit Hilfe von Geiseln Geld, um ihren Kampf zu finanzieren. Für die Freilassung der Deutschen hatte der Sprecher der Gruppe neben der Millionensumme auch mehrfach gefordert, dass Deutschland aufhören müsse, den Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und im Irak zu unterstützen.

Muslimische Separatisten kämpfen seit den 1960er Jahren für mehr Autonomie. Terror gegen die Bevölkerung und Ausländer hat aber erst die 1991 gegründete Gruppe Abu Sayyaf ("Schwertträger") gebracht. Ihr Gründer, der Islamgelehrte Abdurajiak Janjalani, war bei Al-Kaida-Chef Osama bin Laden in Afghanistan in der Lehre und soll von ihm auch Geld erhalten haben. In den ersten Jahren überfielen seine Kämpfer Missionare und christliche Gemeinden. 1998 wurde er bei Gefechten getötet. Nach Einschätzung der Geheimdienste rückte die Terrorgruppe danach von ihrer religiösen Orientierung ab und verlegte sich auf Entführungen und Lösegelderpressungen. "Eine geldverrückte Bande von Kriminellen" nannte die frühere Präsidentin Gloria Macapagal-Arroyo sie.

Zu Ostern 2000 entführte Abu Sayyaf eine Gruppe mit 21 Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia, darunter eine deutsche Familie aus Göttingen. Sie kamen gegen Lösegeld erst nach Monaten frei. 2001 enthaupteten Abu-Sayyaf-Leute einen entführten Amerikaner. Beim schlimmsten Terroranschlag in der philippinischen Geschichte auf eine Fähre in Manila starben 2004 mehr als 100 Menschen. Die Geheimdienste schätzen die Zahl der Kämpfer auf 200 bis 500. Ihre Hochburg ist die Insel Jolo und Umgebung. Die Bevölkerung profitiert von den erpressten Millionen, deshalb hat Abu Sayyaf dort Rückhalt. Im Sommer schworen Anführer Loyalität gegenüber der Terror-Miliz Islamischer Staat in Syrien und im Irak.

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