Papst wagt sich in die "Hölle" von Afrika

Der Papst bei seiner Ankunft in Kampala.
Gefahr durch eskalierenden Konflikt zwischen Muslimen und Christen.

Massive Sicherheitsbedenken überschatten die erste Afrika-Reise des Papstes. Besonders heikel ist der Besuch im Krisenstaat Zentralafrikanische Republik, der am Sonntag beginnen soll.

Franziskus, der dafür bekannt ist, dass er gerne auf die Menschen zugeht, hat die Sicherheitsbedenken wegen des schwelenden Konflikts zwischen Christen und Muslimen mit einem Scherz beiseite gewischt: Er fürchte sich mehr vor den Moskitos als vor den Menschen, erklärte er. Die Zentralafrikanische Republik gilt ganzjährig als Malaria-Risikogebiet. Vor allem aber gilt das vom Bürgerkrieg zerrüttete Land als "Hölle" von Afrika.

Mit seinem Besuch möchte der Papst zur Versöhnung der verfeindeten Gruppen beitragen. Er wird das Mpoko-Flüchtlingslager in der Hauptstadt Bangui besuchen, sich mit Vertretern der muslimischen Gemeinde treffen und möglicherweise sogar eine Moschee besuchen. In der Kathedrale von Bangui öffnet er eine Heilige Pforte als eine Art Vorpremiere zum Heiligen Jahr, das am 8. Dezember in Rom eingeläutet wird. Morgen, Montag, schließt Franziskus den Besuch dann mit einer öffentliche Messe in Bangui ab.

Papst wagt sich in die "Hölle" von Afrika
epa05045571 Ugandan Catholic priests attend a mass for the martyrs of Uganda celebrated by Pope Francis near the Catholic shrine of Namugongo, in Kampala, Uganda, 28 November 2015. Pope Francis arrived in Uganda on the second leg of a landmark trip to Africa from 25 to 30 November. EPA/RONALD KABUUBI

Angriffe auf Flüchtlingslager

In den vergangenen Wochen wurden immer wieder Flüchtlingslager, wo sich vor allem Christen befinden, von muslimischen Gruppen angegriffen. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben, Hunderte Hütten wurden zerstört, Tausende Menschen flohen in benachbarte Flüchtlingslager. Aus dem Verteidigungsministerium in Paris verlautete nach den Gewalttaten, die 900 in dem afrikanischen Land stationierten französischen Soldaten könnten den Papst nicht ausreichend schützen. Frankreich hat 2013 einen Militäreinsatz gestartet, um die Gewalt zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen. Seit 2014 ist eine UN-Mission in der Zentralafrikanischen Republik im Einsatz.

Papst wagt sich in die "Hölle" von Afrika
epa05045559 A woman prays during a mass for the martyrs of Uganda celebrated by Pope Francis near the Catholic shrine of Namugongo, in Kampala, Uganda, 28 November 2015. Pope Francis arrived in Uganda on the second leg of a landmark trip to Africa from 25 to 30 November. EPA/RONALD KABUUBI

In Banqui kommt es immer wieder zu Wellen der Gewalt – Ausschreitungen und Plünderungen sind an der Tagesordnung. Die Zentralafrikanische Republik, eines der ärmsten Länder der Welt, ist seit Jahrzehnten politisch instabil. Seit 2013 wird das 623.000 Quadratkilometer große Land von einem schweren Konflikt erschüttert, bei dem sich muslimische Kämpfer und christliche Milizen bekriegen. Muslimische Seleka-Rebellen entmachteten den christlichen Präsidenten Francois Bozize, das Land stürzte ins Chaos. Mehr als tausend Menschen starben bei Kämpfen zwischen muslimischen Rebellen und christlichen Milizen. Die Spirale der Gewalt hat jeden fünften der knapp fünf Millionen Einwohner zum Flüchtling gemacht.

Bis heute herrscht in dem Krisenstaat eine humanitäre Notlage. Das UN-Ernährungsprogramm WFP geht davon aus, dass 1,6 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind. Der UN-Entwicklungsindex führt das Land als weltweit drittärmsten Staat. Die Menschen haben mit durchschnittlich 48 Jahren eine extrem niedrige Lebenserwartung. Rund 1,2 Millionen Kinder in der Zentralafrikanischen Republik brauchen dringend humanitäre Hilfe. Die Jahre religiös motivierter Gewalt zwischen Christen und Muslimen hätten "katastrophale Folgen" für das Leben von Kindern gehabt, warnte das UNICEF-Kinderhilfswerk.

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