Pakistan: Taliban-Chef von US-Drohne getötet

Hakimullah Mehsud war einer der meistgesuchten Männer Pakistans. Ein Taliban-Vertreter bestätigt seinen Tod.

Pakistans Taliban-Chef Hakimullah Mehsud ist offenbar bei einem US-Drohnenangriff am Freitag getötet worden. Mehrere Informanten aus den Geheimdiensten und dem Militär sagten, dass der bereits mehrfach für tot erklärte Islamist diesmal tatsächlich umgekommen sei. Ein hochrangiger Vertreter der Taliban bestätigte ebenfalls den Tod Mehsuds.

Es wäre einer der schwersten Schläge gegen die pakistanischen Taliban, die unter ihrem Dach mehrere militante Gruppen versammeln, die nicht zu den Taliban im benachbarten Afghanistan gehören, mit ihnen aber verbündet sind. Erst im Mai war Mehsuds Stellvertreter bei einem Drohnenangriff getötet worden.

Hakimullah Mehsud war einer der meistgesuchten Männer Pakistans. Die USA hatten ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Er soll unter anderem in einem Anschlag auf einen Stützpunkt in Afghanistan verwickelt sein, bei dem 2009 sieben CIA-Mitarbeiter getötet wurden. Mehsud hatte im August 2009 die Führung der pakistanischen Taliban übernommen, nachdem sein Vorgänger und Mentor Baitullah Mehsud ebenfalls bei einem Drohnenangriff getötet worden war.

Ein Geheimdienstmitarbeiter sagte, insgesamt seien bei dem Angriff in Nord-Waziristan an der Grenze zu Afghanistan mindestens 25 Menschen gestorben. Darunter waren demnach auch Mehsuds Leibwächter sowie sein Fahrer, die beide zu seinen engsten Vertrauten gezählt hätten. Ein Geheimdienstmitarbeiter sagte, die Beerdigung des Taliban-Chefs sei für Samstagnachmittag angesetzt worden.

Die USA flogen seit 2004 fast 400 Angriffe mit ferngesteuerten unbemannten Fluggeräten in Pakistan. Nach Angaben einer britischen Vereinigung für investigativen Journalismus kamen dabei bis zu 3600 Menschen ums Leben, darunter - basierend auf lokalen Medienberichten - zwischen 416 und 948 Zivilisten. Die pakistanische Regierung lehnt die Angriffe offiziell ab, auch wegen der vielen zivilen Opfer. US-Präsident Barack Obama hatte im Frühjahr nach heftiger Kritik zugesagt, die Einsätze einzuschränken.

Viele der Angriffe konzentrieren sich auf Nord-Waziristan. Die de facto gesetzlose Stammesregion ist seit langem eine Extremisten-Hochburg, in der sich neben den pakistanischen auch afghanische Taliban sowie Al-Kaida-Mitglieder tummeln. Sie gilt als wichtiges Rückzugsgebiet für Islamisten, die im benachbarten Afghanistan am Krieg gegen die USA beteiligt sind. In Pakistan war auch Al-Kaida-Chef Osama bin Laden untergetaucht, bis er dort 2011 von einem US-Sonderkommando

Das kurze Leben des selbst ernannten Gotteskriegers war schon früh von Mord und tödlichem Hass geprägt. Hakimullah Mehsud kam um das Jahr 1979 in einem kleinen Dorf in Süd-Waziristan zur Welt. Er soll sich bereits als Jugendlicher einer extremistischen Miliz angeschlossen haben. Die Bande wurde für Hunderte Morde an Angehörigen der schiitischen Minderheit in der Stammesregion verantwortlich gemacht. Nach dem Sturz des Taliban-Regimes in Afghanistan Ende 2001 zog Mehsud von Pakistan aus ins Nachbarland, wo er gegen die internationalen Truppen kämpfte.

2009 stieg Mehsud zu einem der mächtigsten Anführer der radikal-islamischen Taliban in Pakistan auf. Doch schon bevor er zum Nachfolger des getöteten Gründers der Bewegung "Tehrik-e-Taliban Pakistan" (TTP) und Stammesbruders Baitullah Mehsud ernannt wurde, eilte ihm der Ruf des kampferprobten und skrupellosen Kämpfers voraus.

Zwei Jahre zuvor soll er die Entführung von knapp 300 Regierungssoldaten in seiner Heimat Süd-Waziristan angeführt haben. Im Austausch für die Sicherheitskräfte entließ die Regierung damals Dutzende Extremisten aus dem Gefängnis.

Nach diesem Coup übernahm Mehsud das TTP-Kommando in den nördlich von Waziristan gelegenen Stammesgebieten wie Khyber. Dort verübten seine Anhänger ab Mitte 2008 verstärkt Angriffe gegen Nachschubkonvois für die US- und NATO-Soldaten in Afghanistan. Auch für Anschläge auf zivile Ziele wurde Hakimullah verantwortlich gemacht - darunter ein Selbstmordattentat auf ein Luxushotel in Peshawar mit fast 20 Toten.

Die USA hatten Mehsud seit längerem auf ihrer Todesliste - mit einem Kopfgeld von bis zu fünf Millionen Dollar (3,7 Millionen Euro).

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