Der nächste Feind heißt Winter

Nathalia und ihre Tochter Dorina (2)
Lokalaugenschein: Für den KURIER reiste Ingrid Steiner-Gashi in die Ostukraine.

Die schlimmsten Kämpfe sind vorbei, doch auf 260.000 Flüchtlinge in der Ukraine wartet bereits der nächste Feind: der Winter. Immer tiefer fallen die Temperaturen, während Tausende Vertriebene in Notquartieren ohne Heizung ausharren müssen. An allem herrscht Mangel: Essen, warme Decken, Mäntel, Medikamente – und vor allem Fensterscheiben. Hunderttausende Quadratmeter Fensterscheiben wurden von den Druckwellen der Granatenexplosionen zerfetzt. Neue zu kaufen, ist für die meisten Flüchtlinge unbezahlbar.

Nathalia ist eine von ihnen. Vor drei Monaten flüchtete die junge Mutter zusammen mit ihrer zweijährigen Tochter aus Donezk ins sichere Charkiw. Doch mehr als die Gewissheit, nicht von Schüssen oder Granaten getroffen zu werden, hat die 32-Jährige hier nicht. In ihrem Notquartier, einem ehemaligen Sommerferienlager, sind die Wände feucht, die Kälte kriecht durch die Mauern. „Ich würde lieber heut als morgen zurückgehen“, sagt sie und kämpft gegen die Tränen. Hilfsorganisationen, darunter die Caritas, warnen: „Die Ukraine steht vor einer humanitären Katastrophe. Der Winter wird zum Überlebenskampf.“

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Seit die pro-russische Rebellen aus dem umkämpften Slowjansk abzogen, sind bereits 20.000 Flüchtlinge wieder in ihre ostukrainische Heimatstadt zurückgekehrt. Doch gerettet sind sie längst noch nicht: Durch die Druckwellen während des Granatenbeschusses gingen in der Stadt 155.000 Fensterglas zu Bruch. In den Nächten kühlt es bereits auf fünf Grad herab, in den meisten Wohnungen ist es schon jetzt eiskalt.

Für viele Menschen im ohnehin bitterarmen Osten der Ukraine ist die Erneuerung ihrer Fensterscheiben unbezahlbar. Ohne Fensterglas aber ist der Winter in der Region, wo die Temperatur oft auf minus 20 Grad fällt, nicht zu überleben. "Der Winter wird zum Überlebenskampf", warnt Klaus Schwertner, Geschäftsführer der Caritas Wien. Vier Millionen Menschen leben in der Krisenzone der Ostukraine, ihre Versorgung wird immer schwieriger. Es mangelt an allem: Mänteln, Decken, Winterschuhe – und Fensterscheiben. Mit Nothilfeprojekten der Caritas werden derzeit 5000 Menschen versorgt. In Slowjansk sollen tausend Häuser mit neuen Scheiben winterfest gemacht werden. Mit einer 30-Euro-Spende kann ein Fensterglas gekauft werden.

Spenden erbeten an:

Caritas
Erste Bank
IBAN: AT 23 201110000 1234560
Kennwort: Ukraine oder auch über www.caritas-wien.at

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