Sultan Qabus’ Thron ist schon lange leer

Omans Sultan Qabus weilt seit Monaten in Deutschland.
Schwer kranker Monarch: Der 74-jährige Langzeit-Monarch hat keinen offiziellen Nachfolger.

Nicht die gesunkenen Ölpreise sind es, die dem arabischen Golfstaat Oman derzeit Sorgen bereiten. Es ist vielmehr der augenscheinlich schlechte Gesundheitszustand von Sultan Qabus ibn Said al Said. Der 74-jährige arabische Monarch, der den Oman seit mehr als vier Jahrzehnten allein regiert, hält sich seit Sommer in Deutschland zur Behandlung auf. Er soll an Krebs leiden.

Dass sich Qabus Mitte November anlässlich des Nationalfeiertags per Videobotschaft an seine Nation wandte, feierten die Medien des Landes als erfreuliches Lebenszeichen. Die Zuschauer aber sahen einen schwer kranken, abgemagerten Mann. Wer ihm dereinst nachfolgen könnte, ist offen. Söhne hat der nur einmal kurz verheiratete und rasch geschiedene Scheich keine, ebenso wenig wie Brüder oder einen offiziellen Thronfolger. "Ehrlich gesagt", streut ein omanischer Politologe seinem Monarchen Rosen, "die Fußstapfen seiner Majestät sind zu groß, als dass sie jemand füllen könnte."

Tatsächlich herrschte Qabus als absoluter Monarch, führte aber das bis vor seine Machtübernahme bitterarme und rückständige Land in die Moderne. Investierte Omans Ölmilliarden klug in Bildung und sanften Tourismus, sicherte seinen vier Millionen Untertanen einen hohen Lebensstandard – und schafft auch außenpolitisch das Kunststück, mit allen Länder der Region Freund zu sein. Auch bei der Annäherung zwischen dem Westen und dem Iran spielte Qabus eine entscheidende Rolle. Die Verwerfungen des Arabischen Frühlings waren im Oman auch so gut wie nicht zu spüren.

Nicht ohne Sorge sehen denn auch die Nachbarstaaten der Zeit nach Sultan Qabus entgegen. Stirbt er, soll die königliche Familie sich binnen drei Tagen auf einen Nachfolger einigen. Gelingt dies nicht, soll ein geheimer Brief des Sultans geöffnet werden – darin soll der Name seines Wunschnachfolgers stehen. Dass niemand in Land auch nur annähernd so populär ist wie Qabus, wird im Oman aber nicht nur negativ gesehen: "Vielleicht wird der nächste Sultan dann gezwungen sein, mehr von seiner Macht abzugeben."

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