USA

"Obamacare" entlastet Millionen

„Krankenversicherungs-Marktplatz“: Ein Infostand für die Anmeldung zu „Obamacare“ in Kalifornien
Seit Oktober können sich Unversicherte erstmals eine Krankenversicherung leisten.

Die Amerikaner stecken in einem neuen Einkaufsfieber. Es geht nicht um Leckereien für Halloween – sondern um Krankenversicherungen. Seit 1. Oktober sind Online-Börsen als Teil des allgemeinen Krankenversicherungsprogramms von Präsident Barack Obama offen. Diese bieten den 15 Prozent unversicherten Amerikanern erstmals die Chance für eine bezahlbare Gesundheitsvorsorge.

Für viele andere ist es eine einmalige Gelegenheit, eine Krankenversicherung zu bekommen, die sie nicht in Schulden treibt – wie etwa das Ehepaar Peter und Susan Lawsky aus Kalifornien. „In Amerika haben wir ein mehrschichtiges Gesundheitssystem, wo die Wohlhabenden eine viel bessere Gesundheitsvorsorge bekommen als die Armen. Und wenn man wirklich arm ist, dann bekommt man überhaupt keine“, sagte Peter Lawsky im Gespräch mit dem KURIER.

Die Lawskys leben auf dem Land, haben keine Kinder und auch keine gravierenden Krankheiten, trotzdem zahlen sie etwa die Hälfte ihres Jahreseinkommens von 25.000 US-Dollar an eine private Krankenkassa. „Unsere höchste Einzelrechnung im Jahr ist unsere Krankenversicherung – rund 12.000 US Dollar, und das ist das Billigste, was wir jetzt bekommen können“, so Lawsky.

Arbeitgeber zahlt nicht

Peter Lawsky stellt Sicherheitssysteme für Open-Air-Konzerte auf. Das Geschäft läuft vorwiegend im Sommer, im Winter macht er Gartenarbeiten. Lawsky wird deshalb als Saisonarbeiter eingestuft und hat keinen Anspruch auf eine Krankenversicherung vom Arbeitgeber. Bald hat er die 65 erreicht und kann endlich Medicare bekommen – die öffentliche Krankenversicherung für ältere oder behinderte Amerikaner. Seine Frau Susan aber ist erst 58 Jahre alt. In den vergangenen zehn Jahren hat sie bei einer kleinen Kaffeerösterei gearbeitet, eine Firma, die nur acht Mitarbeiter beschäftigte und es sich nicht leisten konnte, ihre Leute zu versichern. Susan Lawsky musste selbst für ihre Krankenversicherung zahlen.

„Unsere Versicherung deckt nur katastrophale Ereignisse ab, wie ein paar Tage im Krankenhaus – wofür man hier in Amerika leicht einmal mehrere Hunderttausend Dollar zahlen muss“, so Peter Lawsky.

Seine Frau wartet nun auf „Obamacare“, damit sie endlich ein altes Problem am Fuß behandeln lassen kann. Das Ehepaar sucht sich jetzt online einen der neuen Anbieter aus, deren Versicherungsleistung erstmals vom Staat subventioniert werden. Im nächsten Jahr kann es dann endlich zum Arzt. Es wird sehr viel billiger werden, so glauben die Lawskys – um wie viel, erfahren sie in den nächsten Tagen. „Gesundheit soll ein Recht sein, kein Privileg“, sagt Peter Lawsky.

Obama: „Stoppen Sie diese Farce!“

Die Republikaner versuchen indes weiter im Kongress, „Obamacare“ zu stoppen. Den Staatshaushalt für das Finanzjahr ab 1. Oktober wollen sie nicht verabschieden, wenn das neue Gesundheitsprogramm, das sie als „Verletzung der Freiheit von US-Bürgern“ bezeichnen, nicht widerrufen wird. Obama denkt nicht daran und appelliert an die Opposition: „Stoppen Sie diese Farce!“

Ohne neuen Haushalt waren die meisten Bundesbehörden gezwungen, mit Anfang des Monats zu schließen. Die internationalen Folgen: Obama sagte seine Teilnahme an zwei Asien-Gipfeln ab, dort hätte er am Rande mit Kreml-Chef Putin auch die Syrien-Krise besprechen wollen; die Sanktionen gegen Damaskus und Teheran werden behindert, weil das Finanzministerium nicht mehr voll aktionsfähig ist; und die Gespräche mit der EU wegen einer Freihandelszone wurden auf Eis gelegt.

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