Obama in Kuba: "Gekommen, um Überbleibsel des Kalten Krieges begraben"

Raul Castro und Barack Obama (r.) im Palast der Revolution am 21. März 2016.
Regen bei Obamas Ankunft, diplomatische Schönwetter-Periode soll folgen.

"Hola desde Cuba! (Hallo aus Kuba!). Es ist eine große Ehre, als erster US-Präsident seit fast 90 Jahren ein Land und sein Volk zu besuchen, das nur 90 Meilen vor unserer Küste liegt." Per Facebook schilderte Obama am Montag seine ersten Eindrücke aus Havanna. "Ich bin nach Havanna gekommen, um dem kubanischen Volk die Hand der Freundschaft zu reichen. Ich bin hier, um das letzte Überbleibsel des Kalten Krieges in Amerika zu begraben", schreibt Obama. Die Feindseligkeiten vergangener Jahrzehnte sollen der Vergangenheit an angehören.

Mit militärischen Ehren für den Frieden

Obama ist bei seinem historischen Besuch vom kubanischen Staatschef Raul Castro empfangen worden. Obama und Castro schritten am Montag nach dem Erklingen beider Nationalhymnen eine militärische Ehrenformation im Palast der Revolution in Havanna ab. Die beiden Präsidenten begrüßten sich per Handschlag. Anschließend zogen sie sich zu Gesprächen zurück.

Obama in Kuba: "Gekommen, um Überbleibsel des Kalten Krieges begraben"
epa05224368 US President Barack Obama (R) is received by President of Cuba Raul Castro (L) at the Palace of the Revolution in Havana, Cuba, 21 March 2016. US President Barack Obama is on an official visit to Cuba from 20 to 22 March 2016; the first US president to visit since Calvin Coolidge 88 years ago. EPA/ALEJANDRO ERNESTO
Das erste Treffen von Obama und Raul Castro fand im April 2015 in Panama beim Amerika-Gipfel statt, das zweite am Rande der UN-Vollversammlung im Herbst vergangenen Jahres. Ein Treffen Obamas mit Revolutionsführer Fidel Castro, der die Annäherung zwischen Washington und Havanna kritisch sieht, ist nicht geplant.

Dichtes Programm

Obama wird von seiner Frau Michelle und seinen zwei Töchtern Malia und Sasha begleitet. Nach seiner Ankunft am Sonntag unternahm der US-Präsident im Regen einen Spaziergang durch die Altstadt von Havanna. Am Dienstag will er sich in einer Rede an die kubanische Bevölkerung richten. Auch Treffen mit Privatunternehmern und Oppositionellen sowie der Besuch eines Baseballspiels stehen auf seinem Programm.

"Coolidge brauchte drei Tage, ich nur drei Stunden"

Obama machte bei einem Empfang in der US-Botschaft in Havanna eine Anspielung auf den letzten Staatsbesuch eines US-Präsidenten (Calvin Coolidge bereiste Kuba 1928): "Damals, 1928 kam Präsident Coolidge mit einem Kriegsschiff. Er hat drei Tage gebraucht. Bei mir hat's nur drei Stunden gedauert."

Noch immer düstere Gegenwart

Offiziell möchte man die Wogen der Vergangenheit glätten, doch Proteste und Polizeigewalt überschatten den Besuch von Obama. Rund 180 Oppositionelle sind nach einer Demonstration vorübergehend festgenommen und zum Teil von der Polizei geschlagen worden, wie kubanische Menschenrechtsaktivisten berichten. Allein rund 50 Frauen der Bewegung "Damas de Blanco" seien zeitweise festgehalten worden. Die meisten sind inzwischen wieder frei.

Obama in Kuba: "Gekommen, um Überbleibsel des Kalten Krieges begraben"
Members of dissident group "Ladies in White", wives of former political prisoners, are detained during their protest on March 20, 2016 in Havana. President Barack Obama flew out of the United States on Sunday bound for a historic three-day visit to the communist-ruled island of Cuba. It is the first visit to Cuba by a sitting US president since Fidel Castro's guerrillas overthrew the US-backed government of Fulgencio Batista in 1959 and the first since President Calvin Coolidge's trip to the island 88 years ago. / AFP PHOTO / ADALBERTO ROQUE
Viele Dissidenten wurden nach Angaben von Oppositionellen aufgefordert, während des bis Dienstag dauernden Obama-Besuchs das Haus nicht zu verlassen. Obama will Menschenrechtsverletzungen auch gegenüber Castro ansprechen.

Wirtschaftlicher Wandel

Kurz vor dem Kuba-Besuch hat die US-Regierung Airbnb die Erlaubnis erteilt, private Unterkünfte auf der Karibikinsel an Touristen aus aller Welt zu vermitteln. Airbnb begann vor einem Jahr, sein Geschäftsmodell auch in Kuba anzuwenden. Inzwischen sind dort rund 4.000 Angebote gelistet.

Zum Weiterlesen: Heute berufen sich nur mehr wenige Staaten - wie Kuba - auf den Sozialismus. Wo der Sozialismus noch regiert.

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