Kurden drängten IS-Terrormiliz zurück

Peschmerga kämpfen im Sinjar-Gebirge.
Dschihadisten mussten Richtung Mossul und Tall Afar fliehen, belagerte Jesiden wurden gerettet.

Im Nordirak wurde die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) nach Angaben der kurdischen Peschmerga zurückgedrängt: Nach der Durchbrechung des Belagerungsrings um das Sinjar-Gebirge haben Peschmerga-Kämpfer die Terrormiliz in die Flucht geschlagen. Am Freitag wollten die Peschmerga beginnen, in den Bergen eingeschlossene Jesiden in Sicherheit zu bringen.

Die Kurden rückten am Freitag weiter in die karge Gebirgsregion vor, während kurdische und irakische Truppen auf die Stadt Tall Afar vordrangen, wie Augenzeugen berichteten. Wie der Präsident des Sicherheitsrats der autonomen Kurdengebiete, Masrur Barzani, verkündete, wurden die Dschihadisten zur Flucht nach Mossul und Tall Afar gezwungen. Seine Kämpfer hätten 700 Quadratkilometer Land der Kontrolle der IS entrissen.

Dem US-Verteidigungsministerium zufolge flog die US-geführte Militärallianz allein seit Montag außerdem mehr als 50 Luftangriffe gegen IS-Stellungen nahe des Sinjar-Gebirges.

1200 Familien in den Bergen

Der Jesiden-Führer Said Hassan Said sagte, es befänden sich noch 1200 Familien in dem kargen Höhenzug. Faisal Saleh, der mit seiner Familie in den Bergen gestrandet ist, sagte, rund 70 Prozent der Berge seien in der Hand der Peschmerga, doch kontrollierten die Dschihadisten weiter den Südteil. Die Kurden versorgten zunächst diejenigen, die am dringendsten Hilfe bräuchten. Noch habe die Evakuierung der Region aber nicht begonnen, sagte Saleh. Der Generalsekretär des kurdischen Peschmerga-Ministeriums, Jabar Yawar, ging von 12.000 Menschen aus, die bis zuletzt eingeschlossen gewesen seien.

IS-Kommandanten bei Luftangriffen getötet

Das US-Pentagon verkündete derweil, seit Mitte November mehrere hohe IS-Kommandanten bei Luftangriffen getötet zu haben. "Wir glauben, dass der Tod dieser Schlüsselanführer den IS im Kampf gegen die irakischen Sicherheitskräfte, Kurden und lokalen Milizen beeinträchtigt", sagte Pentagon-Sprecher John Kirby. Regierungsvertreter sagten, unter den Getöteten sei auch Abu Muslim al-Turkmani, der Stellvertreter des IS-Führers Abu Bakr al-Bagdadi. Er wäre der höchste IS-Kommandant, der dieses Jahr getötet wurde. Auch der Militärchef der Miliz, Abd al-Basit, soll getötet worden sein.

Zweifel an der Darstellung, dass die Gruppe durch die Ausschaltung von Kommandanten wesentlich geschwächt werden könne, weckte allerdings ein geheimer CIA-Bericht (mehr dazu hier). Die Analyse, die von der Enthüllungsplattform WikiLeaks am Donnerstag veröffentlicht wurde, kam zu dem Schluss, dass bei den afghanischen Taliban die Tötung von Anführern nur einen "geringen" Effekt gehabt habe. Auch das Terrornetzwerk Al-Kaida im Irak sei durch die gezielte Tötung von Kommandanten nicht entscheidend geschwächt worden, hieß es.

Internationaler Kampf gegen die IS-Extremisten

Im Sommer waren infolge der Blitzoffensive der Dschihadisten im Nordirak Zehntausende Jesiden ins Sinjar-Gebirge geflohen, wo sie weder Wasser noch Essen hatten. Die Angehörigen der religiösen Minderheit werden von den sunnitischen Extremisten des IS als "Teufelsanbeter" verfolgt. Die Sorge vor einem Völkermord war einer der Gründe, warum US-Präsident Barack Obama vor vier Monaten Luftangriffe gegen die Dschihadisten autorisierte.

Seit Beginn des internationalen Kampfes gegen die IS-Extremisten am 8. August haben die USA mehr als 1300 Luftschläge im Irak und in Syrien geflogen. Derzeit befinden sich rund 1.700 US-Soldaten im Irak. Diese Zahl soll in den kommenden Monaten auf 3.000 steigen. Sie sollen zwölf irakische und kurdische Brigaden zum Kampf gegen den IS ausbilden, aber selbst nicht an Kämpfen teilnehmen.

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