Niederländerin holte Tochter aus IS-Hauptstadt

Symbolbild
Die Mutter ignorierte alle Warnungen der Polizei und reiste mit einem Vollschleier nach Rakka.

Manchmal muss man tun, was man tun muss“: Also sprach eine Mutter aus den Niederlanden laut britischem Telegraph und holländischem Algemeen Dagblad, ehe sie trotz Warnungen der Behörden losfuhr und ihre Tochter aus den Fängen der Terrormiliz „Islamischer Staat“ befreite. Die 19-jährige Aicha aus Maastricht war vor einem Jahr zum Islam konvertiert. Sie hatte den niederländischen Dschihadisten Omar Yilmaz geheiratet und war nach Syrien gegangen. Von dort erreichte ihre Mutter Monique heuer der Hilferuf der Tochter: Sie wollte wieder heim, komme aber ohne Hilfe nicht aus Rakka, der „Hauptstadt“ des IS, fort. Monique wandte sich an die Polizei, die nichts unternehmen konnte und wollte und ihr auch von einer Reise auf eigene Faust dringend abriet.

Die Mutter ignorierte die Warnung: Schon im Oktober reiste sie erstmals allein nach Syrien, konnte ihre Tochter aber nicht finden. Vor kurzem versuchte die verzweifelte Mutter abermals eine Rettungsaktion: Sie flog in die Türkei und schlug sich weiter nach Syrien durch. Bekleidet mit einem Vollschleier erreichte sie Rakka. Wie über Facebook ausgemacht, traf sie ihre Tochter und reiste mit ihr zurück an die türkische Grenze, wo Aicha zunächst wegen ihres nicht vorhandenen Passes festgenommen wurde. Das niederländische Außenministerium bemüht sich gerade, Mutter und Tochter aus der Türkei wieder nach Hause zu holen. Binnen einer Woche könnte dies möglich sein, gibt man sich im Außenministerium in Den Haag hoffnungsvoll.

Enthaupter erkannt

Die französischen Behörden haben in dem jüngsten Enthauptungsvideo der Dschihadistenmiliz „Islamischer Staat“ einen zweiten Franzosen identifiziert. Es handle sich um einen 22-jährigen Konvertiten aus dem Großraum Paris, der den Kampfnamen Abou Othman trage. Der IS hatte in dem am Sonntag veröffentlichten Video die Ermordung einer US-Geisel verkündet und die Tötung von syrischen Soldaten gezeigt. Einer der Täter war der französische Dschihadist Maxime H. aus der Normandie.

Paris setzt gegen die terroristische IS-Miliz indes auf mehr Militär. "In diesem Kampf, in diesem Krieg wird Frankreich seine Mittel verstärken", kündigte Regierungssprecher Stephane Le Foll am Mittwoch an. Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian bestätigte wenig später, noch im Dezember sechs zusätzliche Mirage-Kampfflugzeuge in Jordanien stationieren zu wollen.

Frankreich setzt in der US-geführten Koalition gegen die Kämpfer des Islamischen Staats (IS) im Irak bisher Rafale-Jets ein. Von diesen Kampfflugzeugen sind neun auf dem Militärstützpunkt Al-Dhafra in den Vereinigten Arabischen Emiraten stationiert. Von dort haben die Jets gegenüber Jordanien eine mehr als doppelt so weite Strecke bis zu den Einsatzorten im Nordirak.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums flogen zwei Rafale in der Nacht auf Mittwoch erneut Angriffe mit den Verbündeten gegen IS-Stellungen. Dabei seien Gräben bei Kirkuk das Ziel gewesen.

Ebenfalls am Mittwoch wurde bekannt, dass im jüngsten IS-Enthauptungsvideo ein zweiter Franzose identifiziert worden ist: Es handle sich um den 22-jährigen Konvertiten Mickael Dos Santos aus dem Großraum Paris, berichtete die Nachrichtenagentur AFP unter Verweis auf informierte Kreise.

In dem am Sonntag veröffentlichten Video, in dem auch der enthauptete US-Bürger Peter Kassig gezeigt wird, sind vermutlich noch weitere westliche IS-Milizionäre zu sehen. So war von einem Belgier die Rede sowie womöglich dem Briten "Jihadi John", der als einziger der IS-Männer maskiert auftrat und zu dessen Füßen der Kopf von Kassig lag. Er wird bereits für die früheren Enthauptungen von insgesamt vier US-Amerikanern und Briten durch den IS verantwortlich gemacht.

Frankreich hatte bereits am Montag bestätigt, dass der 22-jährige Konvertit Maxime Hauchard aus einem Dorf im Nordwesten des Landes in dem Video zu sehen sei. Er war genauso wie Dos Santos im Jahr 2013 nach Syrien gegangen.

Der portugiesischstämmige Dos Santos, der den französischen Behörden zufolge den Kampfnamen Abou Othman trägt, "ist für seinen terroristischen Kampf in Syrien und sein gewalttätiges Verhalten bekannt, zu dem er sich in den sozialen Netzwerken bekennt", sagte Premierminister Manuel Valls.

Dos Santos wurde nach Angaben informierter Kreise in der Gemeinde Champigny-sur-Marne östlich von Paris geboren. Mehrere Islamisten aus seinem Umfeld seien noch mit ihm vor Ort in Syrien. Sein Name tauchte im Herbst 2013 in Verbindung mit Ermittlungen zu einem jihadistischen Netzwerk in Frankreich auf. Kurz zuvor war er nach Syrien gereist.

Die Staatsanwaltschaft in Paris erklärte am Mittwoch, es werde "stark vermutet", dass tatsächlich dieser Konvertit auf dem Video zu sehen ist. Zuvor hatte Frankreichs Präsident Francois Hollande bei einem Besuch in Australien bestätigt, dass auf dem Video zwei Franzosen zu sehen seien. Nähere Einzelheiten nannte er nicht. Derzeit sollen sich rund 375 französische Jihadisten in Syrien und im Irak aufhalten. Insgesamt sollen sich rund 3.000 Europäer der islamistischen Miliz angeschlossen haben, darunter 1.000 Franzosen.

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