Anzeichen für neuen Angriff Israels

epa03686924 (FILE) A file picture dated 17 February 2013 shows an Israeli jet fighter coming out from under some clouds as it approaches for a landing at an Air Force base during a training flight in central Israel. According to media reports on 04 May 2013, the US government believes Israel has conducted an airstrike inside Syria, two unnamed officials were reported as saying late 03 May. Israeli military aircraft, as in previous strikes against Syria, reportedly fired missiles from outside Syrian airspace against targets on Syrian soil. EPA/JIM HOLLANDER
Medien berichten vom Beschuss eines militärischen Forschungszentrums bei Damaskus.

Die syrische Hauptstadt Damaskus ist am frühen Sonntagmorgen von heftigen Explosionen erschüttert worden. Einem staatlichen Fernsehbericht zufolge ist die Ursache ein Raketenangriff Israels auf ein Forschungszentrum des Militärs am Stadtrand von Damaskus. Bereits im Jänner hatte Israel nach Angaben von Diplomaten die Einrichtung in Jamraya angegriffen. Von israelischer Seite lag zunächst keine offizielle Stellungnahme zu den Explosionen in Damaskus vor. "Wir reagieren auf solche Berichte nicht", erklärte eine Sprecherin des israelischen Militärs.

"Wie ein Erdbeben"

Anzeichen für neuen Angriff Israels
Im arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera hieß es, dass die Kasernen einer Elite-Einheit des Militärs und der Republikanischen Garde sowie eine Forschungseinrichtung angegriffen worden seien. Die oppositionellen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, Anrainer hätten zum Zeitpunkt der Explosion Jets am Himmel gesehen. Ziel seien neben dem Forschungszentrum auch Munitionsdepots gewesen.

Ein Einwohner von Damaskus sagte Al-Jazeera, die Detonationen hätten sich wie ein "Erdbeben" angefühlt. Angaben über mögliche Verletzte oder Tote gab es vorerst keine. Das Staatsfernsehen deutete an, dass die erneute "israelische Aggression" wohl die Gegner der Regierung von Präsident Bashar al-Assad unterstützen sollte. Israel habe offensichtlich "die Schlinge um die Terroristen in (der nahe Damaskus gelegenen Region) Guta" lockern wollen. Als "Terroristen" bezeichnen die Staatsmedien des Landes die Aufständischen in Syrien.

Erster Angriff galt Waffenlieferung

Nach US-Medienberichten hat Israelbereits am Freitag einen für die libanesische Hisbollah-Miliz bestimmten Waffentransport auf syrischem Gebiet aus der Luft angegriffen. Offiziell wollte die israelische Seite die Berichte nicht bestätigen, ein israelischer Offizier erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters jedoch, der israelische PremierBenjamin Netanyahuhabe den Angriff am Donnerstag bei einer Kabinettssitzung angeordnet.

Die israelische Regierung hat wiederholt erklärt, sie werde mit aller Macht verhindern, dass Waffen oder Giftgas aus dem Arsenal des syrischen Militärs in die Hände islamistischer Rebellen oder der israelfeindlichen Hisbollah gelangten. Die Angriffe schüren Sorgen, dass sich der seit mehr als zwei Jahren andauernde Bürgerkrieg in Syrien auf andere Länder der Region ausbreitet.

Die Hisbollah hatte 2006 mehr als einen Monat lang Krieg gegen Israel geführt. Sie wird von Israels Erzfeind Iran unterstützt. Israel befürchtet zudem, dass Al-Kaida nahestehende Islamisten unter den syrischen Rebellen nach einem Sieg über die Regierung Assad ihre Waffen gegen den jüdischen Staat richten könnten.

US-Präsident Barack Obama sagte am Samstag, Israel habe das Recht, sich gegen den Transfer gefährlicher Waffen an die Hisbollah abzusichern. Er wollte den Angriff Israels aber weder bestätigen noch dementieren. Dies sei Sache der israelischen Regierung.

ISRAEL: Israel hat immer wieder die Sorge geäußert, syrische Chemiewaffen könnten in den Kriegswirren in die Hände der pro-iranischen libanesischen Hisbollah-Miliz oder von Al-Kaida-Verbündeten fallen. Medienberichten zufolge will Israel außerdem verhindern, dass die Hisbollah die Kontrolle über hochmoderne, aus Russland stammende Panzerabwehr- oder Flugabwehrraketen erlangt.

Solche Waffen könnten in einem künftigen Konflikt gegen Israel eingesetzt werden oder gegen israelische Flugzeuge, die in den libanesischen Luftraum eindringen. Israel hat Syrien mehrfach signalisiert, Waffenlieferungen an die Hisbollah würden als "rote Linie" angesehen.

SYRIEN: Das nördliche Nachbarland Israels ist schon seit Jahren ein wichtiges Transitland für iranische Waffenlieferungen an die Hisbollah. Nach Einschätzung libanesischer Beobachter kommt der Nachschub für die Schiitenmiliz, die zuletzt 2006 Krieg gegen Israel geführt hatte, inzwischen ausschließlich via Syrien und auf dem Luftweg ins Land.

Das Regime von Präsident Bashar al-Assad hat aus seiner Allianz mit der Hisbollah und dem Iran jenseits der offiziellen Propaganda stets auch praktischen Nutzen gezogen, sowohl wirtschaftlich als auch militärisch. Teheran und der Generalsekretär der Hisbollah, Hassan Nasrallah, haben Assad nach Beginn des Aufstandes in Syrien im Jahre 2011 Kämpfer und Militärberater geschickt.

HISBOLLAH: Die libanesische Miliz steht im Syrienkonflikt fest an der Seite des Regimes von Bashar al-Assad. Hisbollah-Kämpfer unterstützen die Regierungstruppen tatkräftig. Allerdings haben der syrische Bürgerkrieg und seine Auswirkungen auf den Libanon auch die von der Hisbollah gestützte libanesische Regierung gefährlich ins Wanken gebracht.

Deshalb dürfte der "Partei Gottes" die Einbeziehung Israels in den Konflikt nicht unrecht sein: Schließlich erreichten die Radikal-Islamisten als selbst ernannte "einzige Kraft des Widerstands" gegen die israelische Armee nach dem Libanonkrieg 2006 den Höhepunkt ihrer Popularität in der Arabischen Welt. Die Hisbollah hatte damals Tausende Raketen auf Israel abgefeuert.

IRAN: Teheran erkennt Israel nicht als legitimen Staat an. Die Spannungen eskalierten 2005, als Präsident Mahmoud Ahmadinejad eine "Ausradierung" Israels androhte. Das Land hat mehrmals gewarnt, dass es einen israelischen Angriff auf seine Atomanlagen mit Raketenangriffen beantworten würde. Der Iran gilt als Mitbegründer der Hisbollah-Miliz. Obwohl Teheran behauptet, die militante Gruppierung nur politisch zu unterstützen, sind die finanzielle und militärische Unterstützung des Iran für die Hisbollah ein offenes Geheimnis.

Hauptgrund der iranischen Solidarität mit Damaskus sind Syriens anti-israelische Politik und logistische Hilfe für die Hisbollah. Syrien sei ein wichtiger Teil des "goldenen Ringes des Widerstands" gegen Israel, heißt es aus Teheran. Daher betrachte die Regierung einen militärischen Angriff auf Syrien auch als Angriff auf den Iran.

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