Netanyahu: "Terror klopft an unsere Grenzen"

Rauchsäulen über dem Sinai
Attentate auf dem Sinai: Die radikalen Dschihadisten sind nicht nur in Syrien, sondern auch in Ägypten Israel sehr nahe.

Von Israel aus sind in den letzten Tagen die Rauchsäulen in der ägyptischen Sinai-Wüste klar zu sehen, Schüsse und Granaten deutlich zu hören. Da läuft mehr als eine Anschlagswelle des Terrors mit fast täglichen Attentaten: Hier führt die Armee des "Islamischen Staates"mit ihrem ägyptischen Ableger Krieg gegen die ägyptische Armee. Direkt vor den Augen Israels, das unbeteiligt bleibt. Nicht aber unbesorgt.

"Der Terror klopft als IS in seiner radikalsten Form an unsere Grenzen im Norden und jetzt auch im Süden", erklärte Israels Premier Benjamin Netanyahu Mitte der Woche, als er Anschläge der Dschihadisten mit mehr als 120 Toten verurteilte. Ein Zangengriff, der noch keine konkrete Bedrohung darstellt. Aber schon schmerzhaft spürbar ist.

Netanyahu: "Terror klopft an unsere Grenzen"
Alle Raketen, die in den letzten Wochen in Israel einschlugen, wurden von salafistischen Gruppen im Gazastreifen abgeschossen. Trotz der Stillhalte-Anweisung der Hamas-Herrscher in Gaza. Zurzeit sucht die Hamas-Führung Ruhe. Keinen Frieden, aber eine Regelung. Mit Israel wie mit Ägypten. So verspricht sich die Hamas eine wirksamere Stärkung ihres Herrschaftsanspruchs im Streifen.

Doppelrolle der Hamas

Die Haltung der Hamas ist unklar: Im Gazastreifen bekämpft sie die Salafisten, die sich mit dem IS solidarisieren. Sind diese doch letztlich auch eine Gefahr für die Hamas-Herrschaft. Im Sinai unterstützt sie die Salafisten. Deren Verwundete werden in Gazas Krankenhäusern versorgt. Im Gegenzug werden Hamas-Waffen im Sinai versteckt. Sie sind dort vor israelischen Luftangriffen sicher.

"Unsere Armeen könnten gemeinsames Vorgehen gegen den IS vorbereiten", erklärte ein ägyptischer Sprecher in der israelischen Haaretz. Soll heißen: Wir bombardieren IS-Stellungen im Sinai, die israelische Armee im Gazastreifen. Für die Hamas-Führung in Gaza ein Albtraum. Sie muss deutlich zeigen, dass sie die Salafisten vor der eigenen Haustüre unter Kontrolle halten kann.

Israels Regierung ist gefordert. Militärisches Haudrauf kann Gazas Zivilbevölkerung in die Arme des IS treiben. Zum anderen ist die eigene Zivilbevölkerung bedroht. Israels Drusen fühlen sich sogar direkt betroffen. Letzte Woche griffen am syrischen Grenzzaun drusische Grenzbewohner einen Krankenwagen an. Sie lynchten einen Verwundeten der syrischen Rebellenkräfte auf dem Weg ins israelische Hospital. Als Rache für ein mutmaßliches Massaker an Drusen in Syrien.

Israel reagiert bisher lakonisch: "Wir kämpfen gemeinsam mit Ägypten und anderen arabischen Staaten gegen Elemente, die zum Teil vom Iran und zum Teil vom IS unterstützt werden", schilderte er die neue Kampflage.

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