USA heben Flugverbot für Tel Aviv auf

"Canceled": Wenig Flüge von und zum Flughafen Ben Gurion.
Nach Kritik ist das verlängerte Landeverbot nun doch annuliert worden - Warnung bleibt aufgrund anhaltender Kämpfe aufrecht.

Die US-Luftfahrtbehörde hat das Landeverbot für den israelischen Flughafen Ben Gurion wieder aufgehoben. Das am Mittwoch um 24 Stunden verlängerte Landeverbot für US-Fluggesellschaften sei annulliert worden, teilte die Behörde mit, warnte aber vor einer "sehr wechselhaften Situation" und anhaltenden Kämpfen im nahegelegenen Gazastreifen.

Auch die europäische Luftfahrtbehörde EASA will eine Empfehlung an Fluggesellschaften zurückziehen, den Airport Tel Aviv nicht anzufliegen. Dies werde in Kürze passieren, sagte ein Sprecher am Donnerstag. Zuvor hatte die Behörde die Empfehlung gegeben, weil in dieser Woche eine Rakete aus dem Gazastreifen in der Nähe des Flughafens in Tel Aviv einschlug.

Transportminister

Der israelische Transportminister Israel Katz sprach von einer "sehr wichtigen Entscheidung". Man habe vorher "auf allen Ebenen" agiert, um die USA wieder von dem Flugverbot abzubringen. "Wir haben erklärt, wie sicher der Himmel über Israel ist, wie sicher der Flughafen ist", sagte Katz dem israelischen Rundfunk.

Andere Fluglinien haben ihre Verbindungen zum Flughafen in Tel Aviv noch ausgesetzt - darunter die Austrian Airlines (hier geht es zu aktuellen Fluginformationen), Lufthansa und Air Berlin. Die Flugstreichungen der Airlines gelten mindestens bis einschließlich Donnerstag. Es ist das erste Mal seit 1991, dass ausländische Fluggesellschaften in größerer Zahl den Betrieb nach Israel einstellen. Damals hatte der irakische Diktator Saddam Hussein im Golfkrieg Scud-Raketen auf Israel abschießen lassen.

Warum erfolgte die Streichung der Flüge erst zwei Wochen nach Beginn des Raketenbeschusses durch die Hamas? "Die Fluglinien stehen im engen Kontakt mit Luftfahrtbehörden, Regierungsstellen und Geheimdiensten, um die Gefahr abzuschätzen", sagt der Luftfahrt-Sachverständige Thomas Friesacher. Die Fluglinien versuchen, den Betrieb so lange wie möglich aufrecht zu halten, denn "es geht sehr viel Geld verloren, wenn Buchungen vorliegen, die dann storniert werden müssen."

Kritik

Die Sperre war am Dienstag aus Sicherheitsgründen verhängt worden, nachdem eine Rakete aus dem Gazastreifen nahe dem Flughafen zwischen Jerusalem und Tel Aviv eingeschlagen war. Für Israel ein Desaster: Der Flughafen Ben Gurion ist Israels "Tor zur Welt". Dementsprechend heftig reagierte Transportminister Katz: Er rief dazu auf, die Entscheidung der Flugstreichungen rückgängig zu machen, Abflüge und Landungen seien völlig sicher. Die Streichung sei eine "Belohnung für den Terror der Hamas".

Der einflussreiche US-Republikaner Ted Cruz warf Präsident Barack Obama vor, mit dem Flugverbot einen "Wirtschaftsboykott Israels" zu starten. Das US-Außenministerium bezeichnete dies als "lächerlich und beleidigend".

Über 700 Tote

Die israelischen Streitkräfte haben in der Nacht auf Donnerstag ihre Angriffe im Gazastreifen fortgesetzt. Augenzeugen zufolge fiel der Strom aus, nachdem das wichtigste Kraftwerk des Küstengebiets getroffen wurde. Menschen gerieten in Panik. Trotz internationaler Vermittlungsbemühungen stieg die Zahl der Toten weiter.

Wie der Leiter der Rettungskräfte im Gazastreifen, Ashraf al-Kidra, sagte, kletterte die Zahl der Opfer in dem Gebiet auf 707. Mehr als 4.500 Menschen seien verletzt worden. Auf israelischer Seite kamen bislang mindestens 32 Soldaten und zwei Zivilisten ums Leben.

Eklat bei Fußballspiel

In der französischen Hauptstadt Paris demonstrierten am Mittwochabend viele Tausend Menschen gegen die Gaza-Gewalt. Nach Übergriffen auf jüdische Einrichtungen am Wochenende sicherten mehr als tausend Polizisten den Protestzug. Im österreichischen Bischofshofen wurde ein Testspiel des israelischen Fußballclubs Maccabi Haifa am Mittwochabend nach pro-palästinensischen Demonstrationen abgebrochen (mehr dazu hier). Israels Militäroffensive im Gazastreifen geht in die dritte Woche. Ein Ende der Gewalt ist nicht in Sicht.

Der entspannte Strandurlaub und das Sightseeing in Tel Aviv wurde für 350 österreichische Urlauber in Israel vom blutigen Nahost-Konflikt überschattet. Wer wieder in die Heimat will, hat aber derzeit schlechte Karten – Austrian Airlines (AUA) handelt im Sinne der Sicherheit und fliegt auch am Donnerstag noch nicht den israelischen Flughafen Ben Gurion an (siehe links). Per SMS informierte das Außenministerium die Reisenden.

Laut AUA-Sprecher Peter Thier warteten am Mittwoch keine Österreicher auf eine Rückreise, da die Betroffenen auf andere Fluglinien umgebucht wurden und über Paris oder Bukarest oder mit El Al zurückkehrten. Wie sich die Situation in den kommenden Tagen entwickelt, will die AUA Donnerstag abklären.

Wer dann unfreiwillig in Tel Aviv festsitzt, obwohl der Arbeitsalltag schon wieder losgehen sollte, braucht sich laut Arbeiterkammer-Expertin Irene Holzbauer keine Sorgen machen: "Angestellte haben in solchen Fällen Anspruch auf bezahlte Freistellung. Arbeiter müssen im schlimmsten Fall unbezahlt freigestellt werden."

In jedem Fall muss der Chef sofort verständigt werden. Weiter den Strand genießen dürfen die Reisenden aber nicht. "Es muss alles Zumutbare versucht werden, um zurückzukommen", sagt Holzbauer. Gibt es also Verbindungen anderer Fluglinien, muss man umbuchen. Mehrkosten übernehmen meist die Fluglinien, oder man muss sie einfordern.

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