Kopenhagen: Kritik an Sicherheitskräften

Möglicherweise wurden Warnungen übersehen.

Nach den Anschlägen von Kopenhagen will Dänemarks Regierung untersuchen lassen, ob Ermittler Warnungen vor dem späteren Terroristen nicht ernst genug genommen haben. Schon im vergangenen September hatten die Gefängnisbehörden den Sicherheitsdienst PET auf den 22-Jährigen aufmerksam gemacht, der am Wochenende in der dänischen Hauptstadt zwei Menschen ermordet hat. (Mehr über den mutmaßlichen Täter erfahren Sie hier)

Der junge Mann soll im Gefängnis vom Dschihad geschwärmt und erklärt haben, er wolle sich der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) anschließen. Die Behörden hätten ihn danach auf eine Liste radikalisierter Häftlinge gesetzt. Diesen Hinweis soll der PET nicht ernst genug genommen haben.

Die Opposition im dänischen Parlament hatte die Regierung am Dienstag aufgefordert, das zu prüfen. "Wir sind vollständig einer Meinung, dass wir jeden Stein in dieser Sache umdrehen müssen", sagte eine Sprecherin der regierenden Sozialdemokraten. Es sei aber zu früh, um Kritik an dem Vorgehen von PET zu äußern. Der Sicherheitsdienst räumte ein, einen Hinweis erhalten zu haben. Es habe jedoch nichts konkret darauf hingedeutet, dass der Mann eine Attacke plante.

Vilks kritisiert

Der schwedische Karikaturist Lars Vilks, der den Anschlag auf ein Kulturzentrum in Kopenhagen überlebt hat, warf den dänischen Sicherheitsbehörden Sorglosigkeit vor. "Es gab nach dem Anschlag auf 'Charlie Hebdo' eine erhöhte Gefährdungslage, die Dänen haben dies aber nicht berücksichtigt", sagte der 68-Jährige am Dienstag der Nachrichtenagentur AFP.

Vilks will sich durch die Terroranschläge von Kopenhagen nicht in seiner Meinungsfreiheit einschränken lassen. "Ich denke, dass vernünftige Leute verstehen werden, dass es ein Desaster wäre, jetzt einen Schritt zurückzutreten und vorsichtiger zu werden", sagte Vilks der "Süddeutschen Zeitung" am Dienstag. Das Durchsetzen der Meinungsfreiheit sei es wert, Menschenleben dafür zu riskieren, weil Extremisten keine Macht bekommen dürften, die Gesellschaft zu ändern. "Wir verhandeln nicht mit Mördern. Das ist falsches Denken", sagte er. Der Künstler hält sich derzeit an einem geheimen Ort auf.

Suche im Wohngebiet

Unterdessen fahndeten die Ermittler nach weitere Spuren und möglichen Helfern des 22-Jährigen, den die Polizei am Sonntag früh erschossen hatte. Zuvor hatte er bei Anschlägen auf ein Kulturcafe und eine Synagoge zwei Menschen getötet und fünf Polizisten verletzt.

Laut Medienberichten durchkämmten bis zu 50 Polizisten in der Nacht zum Dienstag den Mjölnerparken im Stadtteil Nörrebro, wo der Attentäter gewohnt haben soll. Die Beamten hielten dort einen jungen Mann in Tarnkleidung fest. "Wir suchen nun danach, was er weggeschmissen haben könnte, als er vor uns weggelaufen ist", sagte ein Sprecher. Dass die nächtliche Aktion mit den Attentaten zusammenhänge, bestätigte die Polizei aber nicht.

Nach einem Bombenalarm am Vormittag sperrten die Ermittler den ersten Terror-Tatort im Stadtteil Österbro ab und zogen Sprengstoffexperten zu Rat. Ein verdächtiger Brief vor dem Cafe, wo der Terrorist am Wochenende einen 55-jährigen Filmemacher erschossen hatte, entpuppte sich aber als harmlos.

Trauerfeier

In der Nähe des Tatorts hatten sich am Montagabend rund 40.000 Menschen versammelt, um der beiden Opfer des Attentäters zu gedenken. Neben dem Regisseur war bei einem zweiten Anschlag auf eine Synagoge in der Nacht zum Sonntag ein jüdischer Wachmann gestorben.

Im dänischen Parlament gedachten die Politiker der Opfer der beiden Terroranschläge mit einer Schweigeminute. "Es soll wenigen Terroristen nicht gelingen, einen Kampf zwischen den Weltreligionen anzustacheln", sagte der Präsident des "Folketing", Mogens Lykketoft. Auch die zwölf Vereine der höchsten dänischen Fußballliga wollten am Wochenende mit einer Schweigeminute in die Rückrunde starten.

Bilder von der Gedenkfeier

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Danish PM Thorning-Schmidt, her husband Kinnock, C
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People hold candles during a memorial service held
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People hold banners during a memorial service held
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A policeman takes photos of a police vehicle cover

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