Nach Bangkok-Anschlag: Türken im Visier der Behörden

Anschlag am 17. August
20 Menschen waren Mitte August gestorben. Haben "Gräue Wölfe" das Attentat aus Rache durchgeführt?

Bei den Ermittlungen zum Bombenanschlag in Bangkok am 17. August, bei dem 20 Menschen getötet und 120 verletzt worden waren, verfolgt die thailändische Polizei eine neue Spur. So interessieren sich die Behörden für mehr als 20 Türken, die 15 Tage vor dem Anschlag nach Thailand eingereist waren, berichten thailändische Medien. Bereits kurz nach dem Anschlag beim Erawan-Schrein, bei dem zahlreiche Chinesen getötet und verletzt worden waren, war das Gerücht aufgekommen, dass das Attentat in Zusammenhang mit dem Uiguren-Konflikt stehen könnte. Thailand hatte im Juli mehr als 100 illegal eingereiste, in ihrem Heimatland China verfolgte muslimische und turksprachige Uiguren zurück in die Volksrepublik abgeschoben. In der Türkei hatte dies große Empörung ausgelöst.

Die "Bangkok Post" berichtete am Mittwoch, bei Beratungen der thailändischen Ermittler sei die Vermutung angestellt worden, dass der von einer Überwachungskamera gefilmte mutmaßliche Attentäter ein Türkei sein könnte.

Nun bemühen sich Polizei und Einwanderungsbehörden, die persönlichen Daten und Hintergründe türkischer Thailand-Besucher zu durchleuchten und auf eine mögliche Mitgliedschaft in einer extremistischen Organisation zu prüfen. Außerdem will man Aufnahmen von auf thailändischen Flughäfen angekommenen Türken mit dem Phantombild des mutmaßlichen Täters vergleichen.

Graue Wölfe

Anthony Davis, ein Sicherheitsexperte vom Fachverlag IHS-Jane's, meinte, die türkischen "Grauen Wölfe", eine ultrarechte Gruppe, könnten für den Anschlag verantwortlich seien. Die Gruppe sei extrem gewalttätig und die inoffizielle Jugendorganisation der rechtsnationalistischen Partei MHP.

Mitglieder der Grauen Wölfe (Bozkurtlar) seien an dem Angriff auf das thailändische Konsulat in Istanbul beteiligt gewesen. Dieses war aus Protest gegen die Deportation der Uiguren gestürmt und zertrümmert worden. In den letzten Jahren hätten sich die Grauen Wölfe der Sache der in "Ostturkestan" lebenden Uiguren angenommen, sagte Davis.

Die in den späten 1960er-Jahren gegründete Gruppe hatte Mordanschläge auf politische und religiöse Führer geplant sowie in Tschetschenien und aufseiten Aserbaidschans gegen Armenien gekämpft. Der Anschlag am Erawan-Schrein, dem am nächsten Tag eine Bombenexplosion nahe dem Chao-Phraya-Fluss folgte, war der schwerste in der Geschichte Bangkoks. Regierungsgegner und muslimische Separatisten im Süden, die auch als mögliche Täter genannt wurden, hatten bisher kein Attentat dieser Größenordnung durchgeführt.

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