Mitt Romney: Gehversuche auf der Weltbühne

Mitt Romney: Gehversuche auf der Weltbühne
Die erste Auslandreise wird für Präsidentschaftskandidat Mitt Romney zum Balanceakt: Kampf-Rhetorik versus Polit-Vernunft.

Es ist ein Aufbruch in weitgehend unbekannte Sphären. Wenn Mitt Romney am Donnerstag in London seine erste große Auslandsreise antritt, dann begleitet ihn viel Ungewissheit. Denn der Republikaner hat in seinem bisherigen US-Präsidentschaftswahlkampf nur auf Wirtschaftskompetenz gesetzt und ist außenpolitisch nur durch vereinzelte Ausrutscher aufgefallen. Zuletzt etwa, als er Russland als den "wichtigsten weltpolitischen Feind" bezeichnete. "Bitte Mitt, fang an zu denken", ätzte Colin Powell, Außenminister unter George W. Bush, über seinen Parteikollegen.

Nicht ganz zufällig, Romney orientiert sich außenpolitisch lieber an Powells einstigen Gegenspielern im Bush-Team, etwa Dick Cheney. Er hat den Ex-Vizepräsidenten, einst Motor der US-Invasion im Irak, als "Mann mit Weisheit und Urteilskraft" bezeichnet, mit dem er gerne arbeiten würde. Ein anderer Falke aus der Bush-Ära ist schon jetzt in Romneys außenpolitischem Berater-Team: Ex-UN-Botschafter John Bolton, der seit Langem offen für einen Angriff auf den Iran eintritt.

Der Kandidat selbst ist in diesen Fragen zurückhaltender, macht aber deutlich, dass auch er – ganz im Sinne Bushs – die Welt in die einteilt, "die unsere Verbündeten und die, die unsere Herausforderer sind".

Verbündete

Drei der verlässlichsten Verbündeten wird Romney daher besuchen: Großbritannien, Israel und zuletzt Polen, den treuesten NATO-Partner in Osteuropa.

In London wird er an der Eröffnung der Olympischen Spiele teilnehmen und mit Premierminister David Cameron, aber auch mit Ex-Premier Tony Blair zusammentreffen. Immerhin zog der bereitwillig an Bushs Seite in den Irakkrieg.

Wenn Romney danach am Sonntag nach Israel reist, dann vor allem, um seine bedingungslose Unterstützung für das Land zu demonstrieren: Eine außenpolitische Grundsatzrede in Jerusalem ist geplant. Kritik an der umstrittenen Siedlungspolitik des Verbündeten wird nicht erwartet, viel mehr Drohungen in Richtung Iran. Obamas Politik gegenüber dem Mullah-Regime hat Romney oft als zu weich bezeichnet.

Doch allzu kriegerische Rhetorik wollen die kriegsmüden Amerikaner derzeit nicht hören. Nicht umsonst hat Obamas-Wahlkampfteam Romneys Iran-Attacken ins Visier genommen. Während der Präsident, so der Grundton, sich um die Beendigung von Kriegen bemühe, halte sein Herausforderer nach neuen Ausschau.

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