„Wir brauchen mehr Truppen aus Europa“

Reveyrand de Menthon als EU-Troubleshooter in der Sahelzone
Sahel-Beauftragter der EU: Der Franzose sieht die Sicherheit der EU-Staaten massiv gefährdet

Als ehemaliger französischer Botschafter in Mali und im Tschad kennt er die Region und deren Probleme wie kaum ein anderer. Jetzt versucht sich Michel Reveyrand de Menthon in seiner Funktion als EU-Sonderbeauftragter für die afrikanische Sahelzone als Troubleshooter für ein Bündel an zusammenhängenden Konflikten.

Ein Fokus: Die nach wie vor labile Lage im Norden Malis. „Ein Großteil der Kapazitäten der Terroristen (die 2012 dieses Gebiet kurzfristig unter ihre Kontrolle gebracht hatten) ist zerstört, doch die Gruppen versuchen sich zu reorganisieren und sind weiterhin gefährlich“, sagte der 63-Jährige, der auf Einladung des Kreisky-Forums in Wien ist, am Montag vor Journalisten.

Zugleich appellierte der Franzose an die EU-Mitgliedsstaaten: „Wir brauchen mehr Truppen aus Europa.“ Derzeit stehen der UN-Mission in Mali (MINUSMA) gerade einmal 6300 Blauhelme zur Verfügung – das ist die Hälfte der angepeilten Stärke. In einem Bericht des UN-Sicherheitsrates vom Jänner heißt es, man sei mit „erheblichen Herausforderungen“ konfrontiert, die volle Kapazität zu erreichen.

Österreich ist mit neun Mann vertreten, die im Sanitäts- und Ausbildungsbereich aktiv sind. Diese Zahl könnte aufgestockt werden, wie der KURIER aus dem Außenministerium erfuhr, weil sich die Alpenrepublik eher in Westafrika engagieren wolle als im aktuellen Konflikt in der Zentralafrikanischen Republik. Auch dort erwägt die EU einen Einsatz.

Reveyrand de Menthon betonte die Wichtigkeit der Stabilität Malis sowie der gesamten Sahelzone für die Sicherheit Europas. Durch die Region würden nicht nur Waffen und Drogen geschmuggelt, sondern auch Migranten geschleppt, die dann an die Tore der Union klopften: „Es ist in unserem Interesse für die zahlreichen Konflikte eine Lösung zu finden.“

In diesem Zusammenhang wies er auch auf den Bevölkerungsdruck hin. „Mali hatte zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit (1960) drei bis vier Millionen Einwohner, heute sind es 17, 2050 werden es 50 Millionen sein.“

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