Luftschlag gegen Spital in Kunduz: USA räumen Versagen ein
Die USA haben beim Luftschlag gegen ein Krankenhaus der Organisation "Ärzte ohne Grenzen"(MSF) im afghanischen Kunduz schwere Fehler eingeräumt. Der Angriff sei "eine direkte Folge menschlichen Versagens" gewesen, sagte der Befehlshaber der US-Streitkräfte in Afghanistan, John Campbell, am Mittwoch in Kabul. Das eigentliche Ziel des Bombardements sei ein Gebäude mit Aufständischen gewesen.
30 Todesopfer
"Die Einsatzkräfte, die den Luftangriff anforderten und diejenigen, die ihn ausführten, haben keine ausreichenden Maßnahmen ergriffen, um zu überprüfen, ob das Gebäude ein legitimes militärisches Ziel war", erklärte Campbell. Die für den Angriff verantwortlichen Soldaten seien vom Dienst suspendiert worden. "Wir haben aus diesem schrecklichen Vorfall gelernt", betonte der US-General. Auf Grundlage des Berichts würden nun disziplinarische Maßnahmen eingeleitet.
"Solche Fehler können und sollten vermieden werden"
Nach dem Angriff vom 3. Oktober waren stark voneinander abweichende Erklärungsversuche geäußert worden. Zunächst hatte die NATO von einem "Kollateralschaden" gesprochen, der bei einer Intervention zugunsten angegriffener afghanischer Einheiten entstanden sei. Campbell hatte erst auf einen Hilferuf afghanischer Kräfte hingewiesen, bevor er einräumte, dass es einen Kontakt zwischen US-Sondereinheiten und dem angreifenden Flugzeug gab. US-Präsident Barack Obama gestand schließlich in einem Telefonat mit MSF-Präsidentin Joanne Liu, dass es sich bei dem Angriff um einen Fehler gehandelt habe, für den er sich entschuldigte.
MSF verlangte eine internationale Untersuchung und erklärte, es handle sich um ein "Kriegsverbrechen". Die NATO und die afghanische Armee leiteten eigene Untersuchungen ein. Nach Angaben von MSF war die Lage des Krankenhauses in Kunduz allen Konfliktparteien bekannt. Die afghanischen und die US-Streitkräfte waren demnach über die GPS-Koordinaten des Krankenhauses informiert, das seit vier Jahren in Betrieb war. Es handelte sich um die einzige Klinik im Nordosten Afghanistans, die schwere Kriegsverletzungen behandeln konnte.
Nach Angaben von Ärzte ohne Grenzen wurden in der Klinik zum Zeitpunkt des Angriffs 105 Patienten behandelt, darunter verletzte Taliban-Kämpfer, aber auch Frauen und Kinder. Die Organisation erklärte, dass auch verwundete Taliban-Kämpfer nach dem Völkerrecht als Patienten geschützt seien. Sie müssten ohne Diskriminierung behandelt und dürften nicht angegriffen werden. Auf dem Krankenhausgelände seien weder bewaffnete Kämpfer gewesen, noch habe es auf dem Gelände oder von diesem aus Kampfhandlungen gegeben.
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