Massenausbruch aus Gefängnis

Libyen kommt auch knapp zwei Jahre nach der Absetzung des Langzeitherrschers Muammar al-Gaddafi nicht zur Ruhe. Nach der Ermordung eines Menschenrechtsaktivisten stürmten aufgebrachte Demonstranten am Samstag Parteibüro der Muslimbrüder. Bei Benghazi entkamen mehr als 1000 Gefangene bei einer Rebellion in einer Haftanstalt.

Am Freitag war Abdel Salam al-Mismary, ein bekannter Kritiker der Muslimbrüder, in der ostlibyschen Stadt Benghazi vermutlich von radikalen Islamisten erschossen worden. Daraufhin stürmten am Samstag Hunderte Menschen die Büros der Partei für Aufbau und Entwicklung in Benghazi und der Hauptstadt Tripolis. Das ist die Partei der Muslimbruderschaft; sie lehnt Gewalt offiziell ab.

Häftlinge des Gefängnisses Al-Kufiya bei Benghazi nutzten die Unruhen nach Mismarys Ermordung am Samstag zu einer Revolte. Das berichtete der libysche Journalist Suleiman al-Dressi unter Berufung auf Sicherheitskräfte und Augenzeugen im Nachrichtensender Al-Jazeera. Drei Häftlinge wurden von Wachleuten getötet, doch mehr als 1000 konnten mit Hilfe von Anwohnern entkommen. Die Anwohner wollen das Gefängnis schon lange nicht mehr in ihrer Umgebung haben.

Explosionen

Sonntagabend erschütterten drei laute Explosionen Benghazi. Es handle sich möglicherweise um Angriffe auf Justizeinrichtungen, hieß es aus Sicherheitskreisen. Eine Explosion habe sich neben einem Büro des Justizministeriums ereignet, eine weitere nahe eines Gerichts im Süden der Stadt. Der Anrainer Hassan Bakusch sagte, er habe eine Detonation bei einem Gerichtsgebäude im Norden der Stadt gehört. Einige Balkone an benachbarten Häusern seien dabei beschädigt worden.