Lesbos: Ausschreitungen zwischen Flüchtlingen und Polizei

Der für Einwanderung zuständige Minister Giannis Mousalas warnte, Lesbos sei "einer Explosion nahe"

Auf der griechischen Insel Lesbos ist es in der Nacht auf Dienstag wieder zu Ausschreitungen zwischen Flüchtlingen und Sicherheitskräften gekommen. Rund ein Dutzend Mitglieder der Küstenwache und der Bereitschaftspolizei gingen teils mit Schlagstöcken gegen aufgebrachte Migranten vor, die auf ein von der Regierung bereitgestelltes Schiff gelangen wollten.

"Bleibt zurück!", riefen die Beamten, um die Menge zu stoppen. "Ich bin seit acht, neun Tagen hier, mein Gott, ich kann mich nicht mal erinnern", sagte der Syrer Aleddin, ein Ingenieurstudent, der nach Deutschland gelangen will. "Einige Menschen harren hier seit 14 oder 15 Tagen aus. Die Regierung kümmert sich nicht um uns."

"Explosion"

Der für Einwanderung zuständige Minister Giannis Mousalas warnte am Montag, Lesbos sei "einer Explosion nahe". Inzwischen seien mehr als 15.000 Flüchtlinge auf der Insel mit einer Bevölkerung von 85.000 Menschen. Die örtlichen Behörden könnten dies kaum noch bewältigen.

Zur Entlastung der Inselhauptstadt Mytilini sollten die Menschen in Kürze von einem zweiten Hafen im Ort Sigri aus zum griechischen Festland gebracht werden, sagte Mousalas weiter. "Wir hoffen, dass die Einwohner und die Flüchtlinge in den kommenden fünf Tagen Zeichen der Besserung sehen können."

Mehr als 230.000 Flüchtlinge

In Griechenland kamen dieses Jahr bereits mehr als 230.000 Flüchtlinge an. Nach Lesbos kommen besonders viele Menschen von der nahen türkischen Küste. Schon in den vergangenen Tagen gab es auf der Agäisinsel gewaltsame Zusammenstöße zwischen der Polizei und Flüchtlingen sowie zwischen verschiedenen Flüchtlingsgruppen. Am Sonntag wurden zwei 17-jährige Inselbewohner unter dem Verdacht festgenommen, in einem Park in Mytilini zwei Brandflaschen auf schlafende syrische Familien geworfen zu haben.

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