Ägypten rätselt über aggressive Akteure der Proteste

Unter die Demonstranten mischt sich eine neue Kraft: Der „Schwarze Block“.

Schwarz angezogen von Kopf bis Fuß. Das Gesicht hinter Skimasken versteckt, schwenken sie schwarze Fahnen. So treten die neuen Akteure der Proteste in Ägypten auf – und machen von sich reden. Sie nennen sich „Schwarzer Block“. Seit Donnerstag, als sich die Gruppierung mit einem Video medienwirksam vorstellte, spricht das ganze Land vom Schwarzen Block.

„Unsere Ideen sind kugelsicher“, heißt es da. Ihre Mission sei es, die regierenden Muslimbrüder herauszufordern. „Wir sind nie zufrieden, bis die Rechte wieder an ihre Besitzer zurückgegeben werden.“ Die Gruppe ist seit dem Wochenende in mehreren ägyptischen Städten präsent. Die Mitglieder sind gewaltbereit und sprechen kaum – vor allem nicht mit Journalisten.

Medien, Regierung und Zivilgesellschaft rätseln, wo die Gruppierung so plötzlich herkommt. Vermutet wird – wegen des Namens – ein anarchistischer Hintergrund. Bei Anti-Globalisierungsprotesten in Europa und den USA trugen gewaltbereite Protestierende denselben Namen. Auch über Finanzierung, Unterstützung und Organisierung rätselt Ägypten.

Der Bekanntheitsgrad der Gruppe schnellte am Wochenende nach oben. Ebenso schnell verbreiteten sich Gerüchte über ihre Zugehörigkeit: Während sie die einen als Militärischen Arm der Nationalen Heilsfront rund um Mohammed ElBaradei und Amr Moussa vermuten, glauben wieder andere, dass die Muslimbrüder den Block gebildet haben, um Chaos und Unsicherheit zu schüren.

Wut und Hunger

Von „Feiern“ zum zweiten Jahrestag der Aufstände gegen Hosni Mubarak ist am fünften Tag der Proteste keine Rede mehr. Frustriert und wütend wegen der politischen und hungrig wegen der wirtschaftlichen Krise sind die Menschen auf den Straßen. Rund 50 Demonstranten sind tot. Und es ging weiter: Steine und Molotowcocktails auf der einen Seite, Tränengas auf der anderen.

Vor allem die Anhänger der Nationalen Heilsfront, dem größten Oppositionsbündnis, gingen am Montag auf die Straße. Ihre Forderungen: Präsident Mursi soll übermäßige Machtbefugnisse abgeben, die Präsidentschaftswahlen sollen vorgezogen und die Verfassung überarbeitet werden, erklärt Oppositionssprecher Ahmed Naguib dem KURIER. „Unsere Forderungen sind nicht neu. Aber jetzt sind sie zu Bedingungen geworden“. Mursi müsse einsehen, dass er ohne Opposition nicht überleben kann, der Druck steige.

Eigentlich hatte Mursi die Opposition für Montag zu Gesprächen eingeladen. Doch er erhielt eine Absage von der Heilsfront. Man wollte nicht „an einem Dialog teilnehmen, der sinnlos ist“, so ElBaradei. Das Problem, nicht die Symptome, solle bekämpft werden, empörte er sich über neue Änderungen im Sicherheitsapparat: Mursi hat den Ausnahmezustand in Port Said, Suez und Ismailia ausgerufen und gibt dem Militär mehr Befugnisse.

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