Krise: Spitäler ohne Geld, Ärzte wandern aus

2,5 Millionen Griechen sind ohne Krankenversicherung - ein Arztbesuch kostet bis zu 50 Euro.
Griechenlands Spitalswesen steht nach extremen Sparwellen vor dem Kollaps.

Auf den ersten Blick sieht es gut aus: Ein Kran arbeitet an einem Ende des Spitalareals von Evangelismos in Athen, dem größten Krankenhaus in Griechenland. Das ist eine der wenigen aktiven Baustellen in der von der wirtschaftlichen Krise geplagten Hauptstadt. Das Geld für den Bau – 30 Millionen Euro – kommt aus einer Spende der Griechischen Notenbank. Es ist für 22 neue Operationssäle bestimmt. Spitaldirektor Anastasios Grigoropoulos scheint aber nicht besonders erfreut. "Es ist schwer, Personal für den erweiterten Betrieb zu finden", sagte er. Vor allem fehle es an Krankenschwestern und Pflegern, mindestens 100 Mitarbeiter würden für die neue Abteilung gebraucht.

Personal ist nicht das einzige, was Evangelismos braucht. Etwa 200 Millionen Euro betrug das Budget des Krankenhauses vor der Wirtschaftskrise. Seitdem hat man zwar gespart und neu strukturiert. Doch für den Betrieb des Spitals mit seinen insgesamt 950 Betten und der wachsenden Zahl von ambulanten Patienten benötigt man immer noch etwa 120 Millionen Euro. Griechenlands Gläubiger bestehen auf weiteren Sparmaßnahmen. Deshalb werden auch die Spitäler-Budgets jedes Jahr weiter gekürzt. Als Folge hat heuer Evangelismos nur 75 Millionen Euro vom Staat zugesprochen bekommen. Und tatsächlich erhalten hat es in den ersten fünf Monaten dieses Jahres nur etwa zwei Mio. Euro. Lieferanten werden einfach nicht mehr bezahlt.

1.500 Euro Monatslohn für einen Arzt

Um Eines muss sich Grigoropoulos nicht kümmern: Die Gehälter der Ärzte werden vom Gesundheitsministerium bezahlt. Bis jetzt ist das gut gelaufen. Doch Zulagen für den Nacht- und Sonntagsdienst erhält das Fachpersonal nur mit monatelangen Verspätungen. Nach Gehaltskürzungen in den Vorjahren liegt der Verdienst für Ärzte bei nur rund 1500 Euro. Viele Ärzte wandern aus – nach Nordeuropa. Etwa 7000 Fachärzte haben laut der Athener Ärztekammer zwischen 2009 und 2014 Griechenland den Rücken gekehrt.

Arztbesuche zahlen

Mittlerweile haben viele Griechen durch die Dauerarbeitslosigkeit auch ihre Krankenversicherung verloren – etwa 2,5 Millionen Menschen. Um ins Gesundheitssystem zurückzukommen, müssten sie mindestens ein halbes Jahr einen Job haben. Privat zahlt man in Griechenland zwischen 20 und 50 Euro pro Arztbesuch – eine Summe, die sich viele nicht mehr leisten können. Im vergangenen Sommer verabschiedete die Regierung der konservativen Partei Nea Dimokratia deshalb ein Gesetz, wonach auch diejenigen, die keine Versicherung haben, ambulant behandelt werden müssen. Wer das bezahlen soll, ist unklar.

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