Chronologie: Kirchen als Ziel islamistischen Terrors

Flüchtende Menschen nach dem Bombenanschlag in Peschawar 2013
Zum ersten Mal wurde eine Kirche in Europa Ziel eines islamistischen Anschlags. Außerhalb Europas sind Attentate von radikal-islamischen Terrorgruppen auf chistliche Einrichtungen traurige Realität.

Angriffe auf Kirchen sind in Europa eher seltene Ereignisse. Passiert doch etwas, haben die Anschläge oft keinen radikal-islamischen Hintergrund. In den vergangenen Wochen kam es etwa in Nordirland zu Angriffen und Vandalenakten gegen nicht-katholische Kirchen, die eher auf den innerchristlichen Konfessionskonflikt zurückzuführen sind. In Spanien zeichnen indes meist linksradikale und anarchistische Gruppen für Anschläge auf Kirchen verantwortlich.

Doch in einigen Teilen der Welt zeigt sich ein anderes Bild. In jenen muslimischen Ländern, in denen Instabilität herrscht und Terrorgruppen aktiv sind, wurden christliche Kirchen immer wieder Ziele teils verheerender Anschläge.

  • Erst Ende Juni erschossen militante Islamisten nach Angaben des ägyptischen Innenministeriums auf der Sinai-Halbinsel einen Priester der koptisch-orthodoxen Kirche. Unbekannte hätten das Feuer auf den Geistlichen eröffnet, als dieser sein Auto repariert habe. In einer Erklärung bekannte sich der "Islamische Staat" (IS) zu dem Angriff.
  • In Pakistan kam es bereits mehrmals zu Bombenanschlägen auf Kirchen oder christliche Versammlungen. Am Ostersonntag im vergangenen März tötete ein Selbstmordattentäter 75 Menschen bei Feierlichkeiten in einem Park. Die meisten der Toten waren dennoch muslimisch.
  • Ein Jahr zuvor waren, ebenfalls in Lahore, zwei Bomben vor zwei christlichen Kirchen explodiert. 15 Personen kamen ums Leben, die pakistanischen Taliban bekannten sich zur Tat.
  • Im September 2013 detonierten bei einem weiteren Doppelanschlag auf zwei christliche Kirchen mehrere Bomben, diesmal im pakistanischen Peschawar. Mindestens 81 Menschen wurden getötet. Auch hier bekannten sich die pakistansichen Taliban.
  • In der indonesischen Provinz Aceh setzte im Oktober 2015 ein wütender Mob zwei Dorfkirchen in Brand. Brandstifter hatten die Kirchen als illegal errichtet betrachtet. Zwischen 3000 und 4000 Einwohner, etwa drei Viertel der Bevölkerung, flohen daraufhin aus ihren Häusern und ließen sich in einem anderen Bezirk nieder.
  • In Nigeria ist die Terrorgruppe Boko Haram dafür berüchtigt, auch Christen und Kirchen anzugreifen. Ende Juni 2014 kamen bei Bombenanschlägen auf Sonntagsmessen in vier Dörfern im Nordosten Nigerias nach offiziellen Angaben mindestens 50 Menschen ums Leben. Die Extremisten schossen auf die Gläubigen und warfen Bomben in die Kirchen. Bereits im jahr 2012 hatten sich die Islamisten zu drei Selbstmordanschlägen gegen Kirchen im Bundesstaat Kaduna bekannt.
  • In der kenianischen Hafenstadt Mombasa zündeten im Oktober 2013 wütende Demonstranten eine Kirche an. Zuvor war ein radikal-islamischer Geistlicher ermordet worden.
  • Im Mai 2011 führten schwere Ausschreitungen in Ägypten zu 23 Toten, zum Brand einer koptischen Kirche und dem Beschuss einer anderen. Als Urheber wurden muslimische oder kriminelle Gruppen vermutet.
  • Zu Neujahr 2011 detonierte vor einer koptischen Kirche im ägyptischen Alexandria eine Bombe. Durch die Explosion kamen 21 Menschen ums Leben. Die meisten von ihnen hatten eine Neujahrsmesse besucht.
  • Bei einem Anschlag der damals noch jungen Terrormiliz "Islamischer Staat" auf eine syrisch-katholische Kirche in Bagdad im Jahr 2010 starben 58 Personen. Die Terroristen richteten erst mit Schusswaffen ein Massaker an, bevor sie ihre Sprengstoffgürtel zündeten. Während des Irak-Kriegs kam es immer wieder zu verheerenden Attacken auf Moscheen und Kirchen.
  • Im Juli 2009 starben bei zwei Bombenanschlägen im Süden der Philippinen sieben Menschen, 40 Menschen wurden verletzt. Einer der Sprengsätze explodierte vor einer katholischen Kirche. Zu den Anschlägen bekannte sich zunächst niemand, doch Polizei und Armee vermuteten damals muslimische Separatisten als Drahtzieher.
  • Im März 2009 starb in Pakistan eine Frau bei einem radikal-islamistischen Angriff auf eine presbyterianische Kirche in der Provinz Gujranwala. 28 Personen wurden verletzt.
  • In der türkischen Stadt Trabzon tötete ein Jugendlicher 2006 den örtlichen katholischen Priester in seiner Kirche mit zwei Schüssen in den Rücken. Er hatte laut Augenzeugen vorher "Allahu akbar" gerufen.

Es sind allerdings längst nicht nur radikal-islamische Terrorgruppen, die gegen Kirchen vorgehen. In Indien beispielsweise kam es im vergangenen Jahrzehnt des Öfteren zu schweren Gewalttaten radikaler Hindus gegen Kirchen und Gläubige.

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