Katalonien marschiert in Richtung Unabhängigkeit

Auch nach dem klaren "Nein" im spanischen Parlament will Kataloniens Premier abstimmen lassen.

Spaniens Botschaften weltweit bekommen in diesen Tagen gewichtige Post. 50 Seiten hat das Schreiben mit dem einigermaßen pathetischen Titel: "Der Freiheit Zügel anlegen". Absender ist die Regionalregierung der Provinz Katalonien, die darin deutlich macht, warum sie sich von Madrid beim Thema Unabhängigkeit nichts vorschreiben lassen will. Die Volksabstimmung über die Loslösung Kataloniens von Spanien werde am 9. November dieses Jahres stattfinden, komme was wolle.

Doch auch in der spanischen Hauptstadt geht man bei diesem heiklen Thema zunehmend auf Konfrontationskurs. Am Dienstag sollte das Parlament mit einer mehr als klaren Mehrheit von 86 Prozent "Nein" zu einer Volksabstimmung in Katalonien sagen. Spaniens Regierungschef Mariano Rajoy hat deutlich gemacht, dass er die Volksabstimmung als illegalen Akt und obendrein als Bruch mit der spanischen Verfassung betrachtet.

Diese erklärt nämlich "die Einheit der spanischen Nation für unauflöslich". Ein entsprechendes Urteil des spanischen Verfassungsgerichtshofs gibt Rajoy Rückendeckung. Auch über diese Position wurden Spaniens Botschaften bereits in einem voluminösen Schreiben informiert. Diesmal aber direkt von der Regierung in Madrid.

In Barcelona gibt man sich von all dem unbeeindruckt. "Der Weg in die Unabhängigkeit endet nicht in Madrid", reagierte Regionalpräsident Artur Mas prompt auf die Entscheidung des Parlaments. Ob Regierungschef, oder Verfassungsgericht, man lasse sich die Abstimmung von niemandem verbieten.

Denn die Provinz hat ihre eigene Regionalverfassung, und die erlaubt der Regierung, Volksabstimmungen einzuberufen. Die sind zwar für Madrid nicht bindend, aber eine klare Mehrheit für die Unabhängigkeit könne man dort wohl nicht so einfach ignorieren.

Diese Haltung will man auch weiterhin offensiv in Madrid vertreten, und zwar konsequenter als vor einigen Jahren das Baskenland. Auch in dieser traditionell gegen Spanien eingestellten Region plante man eine Volksabstimmung über die Unabhängigkeit. Doch als Madrid diese verbot, fügte man sich.

Den Katalanen, so einer der Verhandler der Regionalregierung, werde das nicht passieren: "Es ist klar, dass abgestimmt wird. Oder wollen die jetzt die Demokratie in Katalonien abschaffen?"

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