Sunniten-Allianz zieht in den Krieg

Folgen der nächtlichen Bombardements durch Kampfjets der von Riad geschmiedeten Allianz: Im Bild eine Wohngegend am Rande der jemenitischen Hauptstadt Sanaa.
Unter saudischer Führung bombardiert "Koalition" Schiiten-Rebellen. Gefahr eines großen Regionalkonflikts.

Kampfjets kamen im Schutz der Nacht zum Donnerstag. Ihre Mission: Ziele der aufständischen Schiiten-Miliz der Houthis im Jemen zu bombardieren. „Sturm der Entschlossenheit“ nennt Saudi-Arabien die Militärintervention, für die Riad auch neun mehrheitlich sunnitische Länder gewinnen konnte. Die USA leisten logistische und geheimdienstliche Unterstützung.

Jemens Präsident Abd-Rabbu Mansour Hadi war nach dem Beginn der saudischen Luftangriffe nach Riad gereist. Während seines zweitägigen Aufenthalts steht auch ein Treffen mit König Salman am Programm. Ein Anführer der Rebellen sprach von einer „Kriegserklärung“, die ganze Region werden in einen riesigen Konflikt gestürzt.

Sunniten-Allianz zieht in den Krieg
Saudi Defence Minister Prince Mohammad bin Salman is briefed by officers on the military operations in Yemen at the command center in Riyadh, in this March 26, 2015 handout picture. Saudi Arabia and Gulf region allies launched military operations including air strikes in Yemen on Thursday, officials said, to counter Iran-allied forces besieging the southern city of Aden where the U.S.-backed Yemeni president had taken refuge. REUTERS/Saudi Press Agency/Handout via Reuters. NO SALES. NO ARCHIVES. FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS.

In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa wurde der Präsidentenpalast ins Visier der Kampfjets genommen. Auch der nahe Flughafen und eine Luftwaffenbasis wurden angegriffen. Dabei wurden vier Militärflugzeuge zerstört. Laut Aufständischen soll es Dutzende zivile Opfer geben.

Und das könnte erst der Anfang gewesen sein. 100 Kampfjets stehen bereit, neben saudischen 30 aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, jeweils 15 aus Kuwait und Bahrain und zehn aus Katar. Auch Jordanien, Marokko und der Sudan haben jeweils sechs Maschinen entsandt. Pakistan gehört der Sunniten-Allianz ebenso an wie Ägypten, das nach eigenen Angaben auch bereit wäre, Bodentruppen zu stellen. Für diese Operation habe Riad 150.000 Soldaten in Bereitschaft versetzt, so der Nachrichtensender Al-Arabiya.

Auslöser der Eskalation war der Vorstoß der Rebellen auf die Hafenstadt Aden. Auf dem Weg dorthin hatten sie die Luftwaffenbasis Al Anad erobert, auf dem die USA im Anti-Terrorkampf Drohnen und an die 100 Mann stationiert hatten. Diese waren nur wenige Tage vorher abgezogen worden. Am Mittwoch standen die Houthis, die in den vergangenen Monaten den gesamten Norden samt Sanaa unter ihre Kontrolle gebracht hatten, vor den Toren der Hafenstadt. Nach den Bombardements ist der Vormarsch dort jetzt gestoppt.

Nach dem Irak, Syrien und Libyen ist der Jemen bereits der vierte arabische Staat, der in Chaos und Gewalt versinkt. Wobei die Lage in dem Golfland eine besonders komplizierte ist, weil es so viele „Player“ gibt:

Houthi-Rebellen Sie fühlten sich von Hadi an den Rand gedrängt und gingen militärisch in die Offensive.

Iran Teheran, der große Gegenspieler Riads um die Vorherrschaft in der Region, sieht in seiner Unterstützung der schiitischen Glaubensbrüder im Jemen die Chance, einen Fuß auf die Arabische Halbinsel zu bekommen.

Jemens Ex-Präsident Saleh Nach Protesten musste der Langzeitregent 2012 abtreten. Als Staatschef hatte er die Houthis bekämpft, sieht jetzt aber in ihnen die Möglichkeit, wieder an die Macht zu gelangen. Saleh-treue Militärs mischen bei den Rebellen mit.

El Kaida Der jemenitische Ableger gilt als mächtigster der Terror-Organisation. Die sunnitischen Extremisten kontrollieren Teile des Landes.

Islamischer StaatZuletzt dürften sich einige radikale Gruppen zum IS bekannt haben. Für den Anschlag der Vorwoche in Sanaa mit rund 140 Toten übernahm der IS die Verantwortung.

Eingreiftruppe

Die arabischen Staaten wollen eine gemeinsame Eingreiftruppe aufbauen, die schnell auf Krisen in der Region reagieren soll. Das beschlossen die Außenminister der Liga bei einem Treffen im ägyptischen Badeort Scharm el Scheich, wie ägyptische Medien am Donnerstagabend berichteten. Die gemeinsame Truppe solle eingreifen, wenn Sicherheit und Frieden in der arabischen Welt bedroht seien, sagte der Generalsekretär der Arabischen Liga, Nabil al-Arabi, demnach. Das Vorhaben soll ab Samstag auf dem zweitägigen Gipfeltreffen der Staatschefs der Arabischen Liga diskutiert und abgesegnet werden.

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