Japanische Geiseln: Ultimatum des IS vorbei

Junko Ishido, die Mutter Kenji Gotos, ist verzweifelt
Die Mutter einer Geisel richtet dramatischen Appell an IS. Japan lehnt eine Lösegeldzahlung ab.

Die japanische Regierung ringt nach Ablauf des von der Dschihadistenorganisation IS gesetzten Ultimatums um die Freilassung zweier Geiseln. Es gebe noch keine Nachricht von den Entführern, sagte Regierungssprecher Yoshihide Suga am Freitag in Tokio. Die Lage sei ernst. Noch immer bemühe sich die Regierung auf verschiedenen Kanälen um die Freilassung der beiden Japaner.

Wenige Stunden vor Auslaufen hat die Mutter einer der Geiseln die Dschihadisten aufgerufen, ihren Sohn freizulassen. "Kenji ist kein Feind des Islamischen Staates", sagte sie. Der japanische Außenminister Fumio Kishida versprach, alles für die Freilassung von Kenji Goto und Haruna Yukawa zu tun, lehnte aber eine Lösegeldzahlung ab.

Die Haltung Japans, Terroristen nicht nachzugeben, habe sich nicht geändert, betonte Kishida. Die Extremistengruppe "Islamischer Staat" hatte in einem am Dienstag veröffentlichten Video die Zahlung von 200 Millionen Dollar Lösegeld für die Freilassung der beiden Japaner gefordert - just soviel, wie Japan an nicht-militärischer Hilfe für Flüchtlinge und Infrastruktur leistet für den Libanon, die Türkei und „für die Länder, die mit dem IS kämpfen“. Sollte das Geld nicht innerhalb von 72 Stunden gezahlt werden, würden die Japaner getötet. Diese Frist ist bereits abgelaufen.

Beobachter erwarten, dass die Geiselkrise die Entschlossenheit des japanischen Regierungschefs Shinzo Abe stärken könnte, von der pazifistischen Verfassung des Landes abzurücken. Nach geltendem Recht hat Japan nämlich nicht einmal die theoretische Möglichkeit, eine Aktion zur Geiselbefreiung durchzuführen. Sollten die Geiseln getötet werden, müsste sich Abe jedoch auch auf Kritik gefasst machen. Und dass die Terrormiliz es ernst meint, hat sie schon öfter bewiesen: Die US-Amerikaner James Foley und Steven Sotloff und die Briten David Haines und Alan Henning wurden von IS-Schergen enthauptet.

Kampf gegen IS

Der Zulauf zur Terrormiliz ist nach wie vor ungebrochen, auch wenn die internationale Allianz Luftangriffe fliegt. Dabei haben die USA nach eigenen Angaben bereits etwa 6.000 Kämpfer der Dschihadistenorganisation getötet. Diese Schätzung nannte der US-Botschafter im Irak, Stuart Jones auf Al-Arabiya. Laut Verteidigungsminister Hagel gibt es auch andere Hinweise darauf, dass der IS unter Druck ist. So hätten die Dschihadisten Schwierigkeiten bei der Rekrutierung neuer Kämpfer, bei dem Erhalt von Nachschubrouten und der Kommunikation auf dem Schlachtfeld.

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