Istanbul-Attentäter planten Geiselnahme

Mit ihren dicken Jacken waren die Attentäter frühzeitig aufgefallen
Sepuklationen um tschetschenischen Wien-Asylant als Terror-Drahtzieher könnten Propaganda-Coup sein

Die Attentäter vom Istanbuler Flughafen hatten laut türkischen Medienberichten ursprünglich auch eine Geiselnahme geplant. Weil sie aber trotz der Hitze Jacken trugen, um ihre Sprengstoffgürtel zu verbergen, seien sie Polizisten aufgefallen und hätten deshalb früher als geplant zugeschlagen. 44 Menschen wurden getötet, 200 weitere verletzt.

Der IS dürfte hinter dem Anschlag stehen

Die türkische Regierung vermutet die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hinter dem Anschlag. Bei Razzien nahm die Polizei am Donnerstag 13 mutmaßliche IS-Anhänger aus Russland, Usbekistan und Kirgistan fest. Der starke Russlandbezug liegt auf der Hand. In der Türkei gibt es eine starke tschetschenische Diaspora. Und im benachbarten Syrien kämpfen tschetschenische Extremisten in den Reihen des IS gegen das Assad-Regime. Es ist für sie ein Stellvertreterkrieg gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin, dem engsten Verbündeten Assads.

Nicht bestätigt werden hingegen Medienberichte, dass es eine Spur nach Wien zu einem angeblichen Drahtzieher des Dreifachanschlages gebe. Es könnte sich dabei um einen Propagandacoup des Kreml an der Tschetschenien-Front handeln.

Die Behauptung: Als Drahtzieher der Anschläge gelte für die türkischen Behörden der 36-jährige Tschetschene Ahmed Tschatajew. Der erhielt im Jahr 2003 in Österreich Asyl, soll aber neun Jahre später nach Syrien gezogen sein. Seither führt der österreichische Verfassungsschutz den Mann in seinen Karteien als "Foreign Fighter".

Die türkischen Sicherheitsbehörden hätten wegen seiner angeblichen Verwicklungen in das Istanbuler Attentat mit dem österreichischen Innenministerium Kontakt aufgenommen. Der Sprecher des Innenministeriums, Karl Heinz Grundböck, dementierte aber gegenüber der APA eine derartige Verbindungsaufnahme seitens der Türken. Es gebe nur die üblichen Kontakte auf Behördenebene.

Propagandaküche

Argwohn erweckt vor allem die Herkunft der Meldung. Sie kam ursprünglich aus russischen Medien, dann widmete sich das bulgarische Fernsehen dieser Version, und schließlich sprangen auch türkische Medien auf. Via Türkei fand die Meldung letztlich den Weg nach Österreich. Beobachter sehen das als Indiz dafür, dass die Meldung Teil einer russischen Desinformationskampagne gegen Widerstandsgruppen in Tschetschenien sein könnte, die seit Jahren versucht, auf Basis der zahlreichen und bekannten IS-Verbindungen die gesamte tschetschenische Opposition zu diskreditieren.

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