UNO

Israel mobilisiert gegen Antrag der Palästinenser

Palästinenser verbreiten Antrag auf Aufwertung ihres Status bei den Vereinten Nationen. Israel ruft Krisentreffen ein.

Zwei Tage nach der US-Präsidentenwahl haben die Palästinenser einen Antrag auf Aufwertung ihres Status bei den Vereinten Nationen verbreitet. Das Schreiben wurde allerdings nur zur Information an die 193 UN-Mitgliedstaaten geschickt. Offiziell eingebracht ist der Antrag noch nicht. Dennoch berief Israels Außenminister Avigdor Lieberman umgehend ein Krisentreffen der Botschafter seines Landes in europäischen Ländern in Wien ein.

Dabei wolle er die Einzelheiten einer Kampagne besprechen, mit der die europäischen Regierungen gegen die palästinensische Initiative in Stellung gebracht werden sollten, schrieb die Zeitung Jerusalem Post am Freitag. Lieberman verurteilte den beabsichtigten UN-Antrag der Palästinenser scharf. "Diese einseitige Maßnahme stellt einen Bruch aller Regeln dar und hat eine rote Linie überschritten", zitierte die Zeitung Lieberman.

Der rechtsgerichtete Minister hatte in der Vergangenheit schon die Ablösung von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas gefordert. Jerusalem und auch Washington lehnen die Anerkennung eines Palästinenserstaates durch die Vereinten Nationen vor einem Friedensschluss mit Israel ab.

Status: "Beobachterstaates"

In dem Resolutionsentwurf bittet Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas die UN-Vollversammlung, den Palästinensern den Status eines "Beobachterstaates" einzuräumen. Damit wären die Palästinenser zwar nicht Vollmitglied und hätten kaum mehr Rechte als jetzt. Zum ersten Mal würden sie allerdings offiziell als Staat geführt.

Abbas hatte diesen Schritt bei der UN-Vollversammlung Ende September angekündigt, den Termin allerdings noch offen gelassen. Unter der Hand galt als gewiss, dass die Palästinenser die Entscheidung erst nach der US-Präsidentenwahl suchen würden, um den ihnen gewogenen Präsidenten Barack Obama nicht unter Zugzwang zu setzen. Im vergangenen Jahr war Abbas mit dem Versuch einer Vollmitgliedschaft bei der UNO gescheitert.

Unklar war am Freitag noch, wann die Palästinenser die Abstimmung offiziell beantragen werden. In Ramallah wurde über einen Termin noch im November spekuliert. Eine Mehrheit für den Antrag in der UN-Vollversammlung gilt als sicher. Die Palästinenser hätten dann einen ähnlichen Status wie der Vatikan. Auch die beiden deutschen Staaten lebten mit diesem Provisorium, bevor sie 1973 ordentliche UN-Mitglieder wurden.

Krisentreffen der israelischen Botschafter in Wien

In Wien hat unterdessen Staatssekretär Reinhold Lopatka (ÖVP) bei einem Gespräch mit Hanan Ashrawi, der langjährigen palästinensischen Parlamentarierin und ersten Frau im PLO-Exekutivausschuss, für die Wiederaufnahme direkter Gespräche zwischen Israel und der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) geworben. "Wir vermissen allerdings gegenwärtig die bedingungslose Bereitschaft zu einem ernsthaften Verhandlungsprozess", erklärte er nach dem Gespräch in einer Aussendung am Freitag. Lopatka appellierte an die Palästinenser sich zu einigen, denn ohne einen Grundkonsens der politischen Lager seien die Anstrengungen um einen unabhängigen Staat zum Scheitern verurteilt.

Zugleich rief der Staatssekretär im Außenministerium Israel zu einem Ende des Siedlungsbaus im Westjordanland und Ost-Jerusalem auf. Österreich und die EU würden keine Änderungen der Grenzen von 1967 anerkennen, die nicht als gemeinsam anerkanntes Ergebnis von Verhandlungen zustande kommen, so Lopatka.

Kommentare