Dutzende Christen in Gewalt des IS

Insgesamt 230 Menschen in Nordsyrien verschleppt. Einige direkt aus Kirche entführt.

Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) haben nach Angaben der syrischen Opposition Hunderte Menschen aus der Stadt Karjatain verschleppt. Nach Einnahme der Stadt in der Provinz Homs hätten die IS-Kämpfer in der Nacht mindestens 230 Menschen in ihre Gewalt gebracht.

Unter den Verschleppten seien mehr als 60 Christen sowie 170 Sunniten, erklärte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Freitag. Ihnen werde "Kollaboration mit dem (syrischen) Regime" vorgeworfen, hieß es weiter. Einige der Christen, darunter auch Frauen und Kinder, seien direkt aus einer Kirche heraus entführt worden.

Warum Qaryatain so wichtig ist

Demnach verschleppten die Dschihadisten ihre Opfer am Donnerstag in dem Ort Qaryatain, den sie am Vortag erobert hatten.

Viele Christen waren aus dem nördlichen Aleppo nach Qaryatain geflohen. Vor Beginn des Aufstands gegen Präsident Bashar al-Assad 2011 lebten dort rund 18.000 Sunniten und 2.000 Katholiken und Orthodoxe. Nach Angaben von Christen in Damaskus und Qaryatain selbst befanden sich vor dem Angriff der Dschihadisten jedoch nur noch etwa 300 Christen in der Ortschaft.

Qaryatain ist eine wichtige Verbindung zwischen Gebieten, die der IS im Osten von Homs und weiter westlich rund um Kalamun kontrolliert. Die Eroberung von Qaryatain erlaubt den Dschihadisten, zwischen den beiden Gebieten Kämpfer zu verschieben sowie Lebensmittel zu transportieren, wie die Beobachtungsstelle erklärte.

Übersichtskarte

Vertrieben, getötet, entführt

Der IS hat weite Teile Syriens und des Irak unter seine Kontrolle gebracht und dort ein radikalislamisches Kalifat ausgerufen. Im Februar hatten IS-Kämpfer über 200 Menschen aus der Gemeinschaft der assyrischen Christen im Nordosten Syriens verschleppt. Im vergangenen Jahr hatte der IS im Nordirak Tausende Angehörige der religiösen Minderheit der Jesiden aus ihren Gebieten vertrieben, getötet oder entführt.

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