Mehr als 1700 Tote im Juli

Die tatsächliche Opferzahl sind offenbar noch höher als angegeben.

Bei Anschlägen und Kämpfen im Irak sind im vergangenen Monat mehr als 1700 Menschen ums Leben gekommen und fast 2000 verletzt worden. Beinahe 1200 der Toten seien Zivilisten gewesen, darunter Frauen und Kinder, teilte die UN-Mission im Irak (Unami) am Freitag mit.

Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte noch höher liegen, da Unami nicht aus allen Teilen des Landes Zahlen bekommen konnte. Besonders von der Gewalt betroffen war die Hauptstadt Bagdad.

Neue Anschlagsserie in Bagdad

Dort wurden am Freitag bei einer neuen Anschlagsserie mindestens 17 Menschen getötet, wie die Nachrichtenseite Al-Sumeria berichtete. Eine Autobombe sei vor einem Restaurant in dem überwiegend von Schiiten bewohnten Stadtteil Sadr City explodiert. Dabei starben demnach 13 Menschen, 22 wurden verletzt. Insgesamt gingen in Bagdad vier Sprengkörper in die Luft.

Seit dem Vormarsch der Terrorgruppe Islamischer Staat (IS) im Irak hat die Zahl der Anschläge in Bagdad wieder stark zugenommen. Die Extremisten hatten sich in der Vergangenheit zu mehreren Attentaten bekannt.

Mitglieder der radikalislamischen Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS), die in Syrien und im Irak wütet, haben angeblich dazu aufgerufen, das wichtigste Heiligtum des Islam zu zerstören - die Kaaba in Mekka. "Die Menschen gehen nach Mekka, um Steine zu berühren, nicht wegen Gott", soll der mutmaßliche IS-Jihadist Abu Turab al-Mugaddasi laut Medienberichten auf Twitter geäußert haben.

Und deshalb werde man demnächst in Saudi-Arabien einfallen und das Heiligtum schleifen, erklärte Mugaddasi auf dem inzwischen gelöschten Tweet. "Wenn es der Wille Allahs ist, werden wir die, die Steine anbeten, töten und die Kaaba zerstören." Der Aufruf wurde von türkischen Medien aufgegriffen und sorgte für Aufregung in der islamischen Welt.

Nur 15 Autostunden entfernt

Die IS (vormals ISIS/ISIL) plant angeblich die Stadt Arar in Saudi-Arabien nahe der Grenze zum Irak zu erobern. Sie ist nur 15 Autostunden von Mekka entfernt, wo sich die Kaaba befindet. Es handelt sich dabei um einen über zehn Meter hohen schwarzen Würfel aus Granit in der Heiligen Moschee von Mekka. Das zentrale Heiligtum der Muslime gilt als ihr wichtigster Wallfahrtsort. Weltweit beten Muslime in Richtung dieses Gebäudes, die Reise zur Kaaba einmal im Leben gehört zu den fünf Säulen des Islam.

In den von ihnen kontrollierten Gebieten im Irak zerstören die IS-Jihadisten Moscheen, Schreine und Denkmäler - ähnlich den Taliban, die Anfang 2001 im afghanischen Bamiyan zwei riesige Buddha-Statuen sprengten und damit für weltweite Empörung sorgten, wie "Spiegel Online" anmerkt.

Bewohner von Mossul berichteten, mehrere heilige Stätten in ihrer Stadt seien vernichtet worden, darunter das Grab des Propheten Daniel. IS habe außerdem angekündigt, eines der berühmtesten Minarette des Landes, gebaut im zwölften Jahrhundert, zerstören zu wollen.

Die Miliz selbst rechtfertigte sich am Mittwoch per E-Mail und auf ihrer Webseite. "Die Zerstörung von Bauten, vor allem jener, die auf Gräbern errichtet wurden, ist Bestandteil der Reinhaltung unserer Religion", heißt es dort.

HRW: Regierung tue nichts gegen Gewalt

Regierungstreue Schiiten-Milizen haben im Irak nach Angaben von Menschenrechtlern in den vergangenen Monaten Dutzende sunnitische Zivilisten entführt und umgebracht. Die Taten machten deutlich, dass die Gewalt zwischen den Konfessionen im Land eskaliert sei, teilte die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch am Donnerstag mit. Sie rief die Regierung auf, das Töten zu stoppen.

Allein von Anfang Juni bis Anfang Juli seien in Orten um Bagdad herum 61 sunnitische Männer umgebracht worden, sagten die Menschenrechtler. In einem Fall hätten Schiiten die beiden sunnitischen Besitzer eines Cafes vor den Augen ihrer Kunden mit Kopfschüssen getötet.

"Die Regierung scheint zu glauben, dass sie ihre Hände reinwaschen kann, wenn die Menschen den Milizen die Schuld für die Tötungen geben"

Human Rights Watch warf der irakischen Regierung vor, die Morde gutzuheißen. Ministerpräsident Nuri al-Maliki habe seit Beginn des Vormarsches der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) neue Sicherheitskräfte aus Milizen gebildet. Er unternehme nichts, wenn diese Menschen töteten.

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