Irakische Armee tötet fast 280 Extremisten

Der Konflikt im Irak spitzt sich zu.
Unter den Aufständischen sind auch Anhänger Saddam Husseins. Iran warnt USA vor Militärintervention.

Im Kampf gegen die Jihadisten haben die irakischen Sicherheitskräfte nach Regierungsangaben binnen 24 Stunden fast 280 Aufständische getötet. Bei der jüngst gestarteten Offensive seien 279 "Terroristen" getötet worden, sagte der Sprecher für sicherheitspolitische Fragen von Ministerpräsident Nuri al-Maliki am Sonntag bei einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz.

Bombenanschlag

Bei einem Bombenanschlag in Bagdad sind am Sonntag außerdem mindestens neun Personen getötet worden. Über 20 weitere wurden verletzt, wie Sicherheitskräfte und medizinisches Personal berichteten. Die irakische Nachrichtenseite Al-Sumaria News sprach unter Berufung auf Polizeikräfte von mindestens zwölf Toten. Demnach erfolgte der Anschlag auf einen sunnitischen Schrein.

Im Vorfeld hat der Iran vor einer ausländischen Militärintervention gegen die Aufständischen im Irak gewarnt. Dies würde die Krise nur komplizierter machen, sagte Teherans Außenamtssprecher Marsieh Afcham laut einem Bericht der amtlichen Nachrichtenagentur ISNA vom Sonntag. Ein ausländisches Eingreifen sei weder im Interesse des Landes noch der Region.

"Die Bevölkerung und die Regierung im Irak werden in der Lage sein, diese Verschwörung zu stoppen", sagte Afcham. Der iranische Präsident Hassan Rohani hatte angesichts des Vormarsches der Jihadisten nicht ausgeschlossen, dem Erzfeind USA zu kooperieren. "Wenn wir sehen, dass die Vereinigten Staaten gegen terroristische Gruppen im Irak einschreiten, dann kann man darüber nachdenken", sagte er in Teheran. US-Präsident Barack Obama schloss jedoch den Einsatz von US-Bodentruppen im Irak aus.

Saddam Hussein-Anhänger

Kämpfer der sunnitischen Extremistengruppe Islamischer Staat im Irak und in der Levante (ISIL/ISIS) hatten in den vergangenen Tagen mehrere Städte und Regionen im Norden des Iraks erobert und rückten anschließend in Richtung der Hauptstadt Bagdad vor. Sie erhalten dabei Unterstützung von Anhängern des ehemaligen irakischen Präsidenten Saddam Hussein. Die vor allem aus der früheren Baath-Partei hervorgegangene Naqshbandi-Miliz habe an der Seite der ISIL Mossul erobert, berichtete der britische Sender BBC.

Die Naqshbandi-Miliz kämpfte im Irak-Krieg gegen die US-Truppen, später gegen die irakische und kurdische Armee. In ihrem Logo verbinden sie das Gebiet von Marokko bis Irak mit einer Kalaschnikow und der irakischen Flagge. Mit der Terrorgruppe ISIL steht die Miliz in Konkurrenz, ein Naqshbandi-Offizier sagte der BBC, ISIL bestehe nur aus "Barbaren". Dennoch scheinen nach Meinung von Terrorismusexperten beide sunnitische Terrorgruppen im aktuellen Konflikt gemeinsame Sache zu machen.

Auch andere Gruppen wie die kurdisch-islamistische Ansar al-Islam (Die Unterstützer des Islam) und die irakisch-nationalistische Jaish al-Mujahedin (Armee der heiligen Krieger) sind im Kampf um den Irak vertreten. Beide rivalisieren vor allem in der westirakischen Provinz Anbar mit den ISIL-Kämpfern.

Mit über 85 Prozent der Muslime weltweit bilden die Sunniten die größte Gruppe im Islam. Der Name der Glaubensrichtung leitet sich vom arabischen Wort "Sunna" ab, das im religiösen Zusammenhang die "Handlungsweisen des Propheten Mohammed" bedeutet. Zusätzlich zum Koran orientieren sich Sunniten anders als die Schiiten an der Sunna als zweite Quelle des islamischen Rechts. Die Rebellen im Irak gehören der Glaubensrichtung der Sunniten an.

In den Augen der Schiiten haben nur Ali, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten Mohammed, und dessen Nachkommen ein Anrecht auf die politische Führung aller Muslime. Zwar unterscheiden sich die Schiiten in der religiösen Praxis kaum von den Sunniten. Doch durch die historische Entwicklung beider Glaubensrichtungen ziehen sich heute tiefe politische Gräben durch das sunnitische und das schiitische Lager. Im Irak sowie in Iran und dem Libanon stellen die Schiiten die größte Konfessionsgruppe. Auch der irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki ist Schiit.

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