Indien beginnt Wahl der Superlative
Indien wählt ab Montag fünf Wochen lang ein neues Parlament. 815 Millionen Menschen sind zur Abstimmung aufgerufen - das können weder die Wahlhelfer noch die Sicherheitskräfte an einem Tag bewältigen. Deswegen wird an neun verschiedenen Tagen abgestimmt. Ergebnisse werden erst Mitte Mai erwartet.
Umfragen sehen die größte Oppositionspartei, die hindu-nationalistische BJP, klar in Führung. Die derzeit regierende Kongresspartei könnte mehr als die Hälfte ihrer Sitze verlieren. Viele Menschen wollen einen Politikwechsel, weil sie der Regierung grassierende Korruption und die hohe Inflation anlasten. Zudem halbierte sich das Wirtschaftswachstum innerhalb weniger Jahre. Die große Unbekannte bei der Wahl ist die junge Antikorruptionspartei AAP, die auch gegen die Verflechtung von Wirtschaft und Politik kämpft.
Etwa ein Dutzend kleine Parteien gründeten vor der Wahl eine "Dritte Front" - die wegen den großen Unterschiede aber schnell wieder zerbrach. Aus dem Pool der Kleinen ragen drei schillernde Politikerinnen heraus, die als derzeitige oder ehemalige Ministerpräsidentinnen ihrer Bundesstaaten sehr beliebt sind: Mamata Baerjee aus Westbengalen, J. Jayalalithaa aus Tamil Nadu und Mayawati Kumari aus Uttar Pradesh.
Alles hängt laut Analysten nun von der Stärke der BJP ab. Kommt sie auf weit über 200 der 543 Sitze, dürften viele der kleinen Parteien ohne größere Zugeständnisse zu einer Koalition bereit sein. Schneidet die BJP aber schwächer ab als gedacht, dürfte ihr Premierministerkandidat Narendra Modi wackeln. Dann könnte die Zeit für eine Frau aus dem Dreigestirn gekommen sein.
Die wichtigsten Köpfe
Der Wahlkampf war bisher so stark auf Personen bezogen wie nie zuvor. Analysten sprechen von einem fast präsidialen Kampf - obwohl die Abgeordneten des Parlaments gewählt werden und nicht direkt der Premierminister. Die wichtigsten Personen:
Nie wurde ein größeres Ereignis organisiert als die Parlamentswahl 2014 in Indien. Einige Zahlen:
- 814,5 Millionen Wahlberechtigte. Darunter sind etwa 150 Millionen Erstwähler.
- 930.000 Wahllokale. Einige der 1,9 Millionen elektronischen Wahlmaschinen werden mit Kamelen in die Wüste Thar gebracht, auf Booten in Küstengegenden und per Helikopter in abgelegene Himalaya-Dörfer.
- Fast drei Millionen Wahlberechtigte bestimmen in Malkajgiri einen einzigen Abgeordneten - der größte Wahlkreis. Der kleinste ist das Inselreich Lakshadweep mit 47.972 Stimmberechtigten.
- 28.314 Menschen, die weder als Männer noch als Frauen registriert sind, dürfen abstimmen. Erstmals gibt es auf den Wählerlisten die Geschlechtsangabe "andere".
- 11 Millionen Wahlhelfer und Sicherheitskräfte sorgen für den Ablauf.
- 543 Parlamentarier werden per Direktwahl bestimmt, zwei vom Präsidenten ernannt. Einer wird Premierminister.
Kommentare