In der Giftküche von Simbabwe

Ein greiser Präsident, 90, seine machthungrige junge Frau und Attentatsgerüchte um Vize-Staatschef.

In seiner Heimat hat er den wenig schmeichelhaften Beinamen "Das Krokodil". Diesen erhielt der ehemalige Justizministers Simbabwes, der Hardliner Emmerson Mnangagwa, wegen seines kompromisslosen Vorgehens – jeder potenzielle Gegner seines Chefs, des mittlerweile 90-jährigen Staatspräsidenten Robert Mugabe, wurde und wird gnadenlos kaltgestellt. Der "Alte" dankte es diese Woche seinem "Ausputzer" mit dem Job des Vize-Präsidenten, nachdem die bisherige Stellvertreterin Joice Mujuru abserviert worden war. Nach nur einem Tag im Amt soll nun ein Attentat auf das "Krokodil" verübt worden sein: Der jetzt aussichtsreichste Mugabe-Nachfolger hätte in seinem Büro in der Hauptstadt Harare mit einem Gift-Pulver ermordet werden sollen, heißt es in den Staatsmedien.

Unabhängige Bestätigung dafür gibt es freilich keine. Allerdings hatte die um 41 Jahre jüngere Ehefrau des Staatschefs, Grace Mugabe, in der Vergangenheit immer wieder ein ähnliches Szenario an die Wand gemalt. Es gäbe Umsturzpläne im Land sowie Kräfte, die mit den USA zusammenarbeiteten und ein Mordkomplott gegen die Staatsführung im Schild führten. Und "Gucci-Grace", wie die 49-Jährige wegen ihrer Vorliebe für italienische Markenware genannt wird, hatte auch die Drahtzieherin ausgemacht: Vize-Präsidentin Joice Mujuru. Diese wurde von der First Lady auch unter der Gürtellinie attackiert: Die im Volk sehr beliebte Witwe eines Kommandanten im Unabhängigkeitskampf habe sehr viel Cellulite, "sie sollte keine Miniröcke tragen".

"Gucci-Grace": Shoppen und Schlagen

Seit dieser Woche ist Mujuru Geschichte, Grace Mugabe dagegen mehr denn je im Geschäft, diesmal im politischen. Denn bis heuer war sie eher in den Luxus-Shops der Welt-Metropolen zu finden als in den Polit-Salons Harares. Und dass sie dabei durchaus schlagfertig sein konnte, bewies die Präsidentengattin einmal in Hongkong. Als sie dort auf einer ihrer zahlreichen Einkaufstouren von einem britischen Reporter erkannt wurde, der sie auch noch nach der Herkunft ihres enormen Reichtums zu fragen wagte, prügelte sie auf den Mann ein. Vor allem der ansehnliche Diamantring hinterließ Spuren im Gesicht des Briten.

Jetzt will "Gucci-Grace" offenbar auch die simbabwischen Polit-Zirkel aufmischen. Auf dem Kongress der Regierungspartei ZANU-PF am vergangenen Wochenende wurde sie als Chefin der Frauenliga bestätigt. Damit verbunden ist ein Sitz im mächtigen Politbüro. Auf dem Parteitag stimmte die überwältigende Mehrheit der 12.000 Delegierten übrigens auch dafür, dass Robert Mugabe bei der Präsidentenwahl 2018 wieder kandidieren solle – dann wäre der Unabhängigkeitsveteran 94.

Das heißt: Es ist gar nicht so unwahrscheinlich, dass Mnangagwa schon früher übernehmen muss – oder doch die First Lady, nach der in der Hauptstadt jüngst eine Straße benannt wurde: "Dr. Grace Mugabe Avenue". Den akademischen Grad hatte sie in der Rekordstudienzeit von nur drei Monaten erlangt, die Doktorwürde wurde ihr eigenhändig vom Rektor der Universität übergeben. Sein Name: Robert Mugabe.

Diesem diente sie zunächst als Sekretärin. Die "Staats-Affäre" begann Ende der 1980er-Jahre, als beide noch verheiratet waren. Allerdings lag Mugabes erste Frau damals im Sterben. Als 1992 ihre Nieren endgültig versagten, hatte der Staatschef schon zwei Kinder mit der in Südafrika geborenen Grace Marufu. Viele Simbabwer betrachteten die Beziehung unter diesen Bedingungen als geschmacklos sowie inakzeptabel und gaben der späteren Präsidentengattin die Schuld – "Dis-Grace" (Schande) wird sie seither oftmals genannt.

Zuletzt versuchte die nunmehrige Frau Mugabes ihr Image aufzupolieren, indem sie sich für ein Waisenhaus engagierte. Zudem reiste sie vor einigen Monaten durch das ganze Land, um in eigener Sache zu werben. Und bei diesem als "Graceland-Tour" verspotteten Trip fiel der entscheidende Satz, der die weitere Entwicklung plausibel macht: Auf ihre Präsidentschaftsambitionen angesprochen, meinte sie einmal knapp: "Warum nicht?"

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