Hype um Merkels 60. Geburtstag

Angela Merkel - 60 Jahre
Kanzlerin konnte sich der Gratulationen kaum erwehren.

Im fensterlosen Sitzungssaal bei Neonlicht hatte in der Nacht vom 16. auf den 17. Juli Kanzlerin Merkels 60. Geburtstag begonnen. Am Ende des erfolglosen EU-Gipfels, bei dem ihre Taktik der Verzögerung des Personaltableaus aufging, machte die angespannte Jubilarin zu den Glückwünschen der Runde eine bemüht freundliche Miene. Es gab Champagner, ein Ständchen und kleine Geschenke: In Anspielung an den WM-Titel erhielt sie einen Fußball ihrer Parteifreunde, ein deutsches WM-Trikot mit den Unterschriften aller Regierungschefs, Bücher und Rosen. Das Sport-T-Shirt war ihr peinlich, berichten Insider.

Auch der Tag danach in Berlin war für Merkel laut Sprecher "ein ganz normaler Arbeitstag", allerdings ohne öffentliche Termine. Den einzigen gab es am Abend in der Konrad-Adenauer-Stiftung, der Bildungseinrichtung der CDU. Da hielt der Konstanzer Historiker Jürgen Osterhammel einen Festvortrag, wo er die sich mit der Zeit ändernden Beurteilungen der Zeitläufe betrachtete, ein Thema, das Weltpolitiker wie Historiker bewegt. Danach durfte jeder der 1000 Geladenen der Kanzlerin persönlich gratulieren, was längere Zeit in Anspruch nahm.

Für CDU unentbehrlich

Hype um Merkels 60. Geburtstag
Das wohl schönste Geschenk machte die CDU ihrer Chefin mit einer aktuellen Umfrage, laut der sich zwei von drei Mitgliedern die CDU ohne sie nicht mehr vorstellen mögen.

Auch die Gratulationen von außerhalb der Union erreichten Hype-Status: Sogar sonst hyperkritische Medien jubelten mit, Bild brachte ein Prominenten-Ständchen im Internet und Merkel-Malbilder von Kindern. Ihr prominentester Gratulant war Altkanzler Helmut Kohl, der glaubte, seiner Nach-Nachfolgerin Europa nochmals öffentlich schwer ans Herz legen zu müssen.

Rätselraten herrschte in Berlin über das vom russischen Präsidenten Putin angekündigte Geschenk, das wohl kein politisches in der Ukraine-Krise war. Ein solches wäre Merkel wohl lieber gewesen.

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