TV-Duell: Statt gegen- nur hintereinander

Miliband oder Cameron? Ein spannendes Rennen in Großbritannien.
Wahlkampf: Premier Cameron und Labour-Chef Miliband liegen in Umfragen Kopf an Kopf.

Zumindest den ersten, kleinen Punktesieg im gerade anlaufenden britischen Wahlkampf kann Ed Miliband für sich verbuchen. Der Spitzenkandidat der oppositionellen Labour-Partei gewann die Entscheidung per Münzwurf und kam gestern, bei der ersten TV-"Konfrontation" mit Premier David Cameron, erst als Zweiter dran. Denn ein richtiges TV-Duell zwischen den aussichtsreichsten Kandidaten, in Großbritannien erst bei den letzten Parlamentswahlen erstmals durchgeführt, wird es vor diesen Wahlen am 7. Mai nicht geben.

Mit einer Unzahl teils ziemlich widersprüchlicher Argumente hat sich der Premier verweigert und damit eine wochenlange Debatte ausgelöst. Schließlich handelte man einen etwas umständlichen Kompromiss aus. Es wird eine sogenannte Elefantenrunde mit allen Spitzenkandidaten kurz vor dem Wahltermin geben. Und damit die TV-Sender zumindest irgendwie doch zu ihrem "Duell" zwischen Cameron und Miliband kommen, traten die beiden gestern in einer großen Wahlkampf-"Konfrontation" für die Sender Sky und Channel 4 gemeinsam auf, allerdings eben hintereinander.

Jeremy Paxman, als politischer Interviewer eine Größe im britischen Fernsehen, befragte die beiden jeweils 20 Minuten lang, danach gab es noch die Handvoll vorab ausgewählter Fragen aus dem Publikum. Der Premier sprach zuerst, Miliband bekam daher die Chance, die Angriffe zu retournieren. Inhaltlich hatten die beiden Bewerber ihre Wahlkampfthesen wiedergegeben: Cameron machte sich für ein Referendum zum Verbleib Großbritanniens in der EU Ende 2017 stark. Miliband erklärte, unter seiner Führung sei ein Referendum höchst unwahrscheinlich.

Pünktlich vor dem TV-Auftritt war David Cameron neuerlich zum Angriff übergegangen und hatte eine Steuererhöhung definitiv ausgeschlossen, Ed Miliband musste also erklären, wie er all die versprochenen Verbesserungen in dem eisenhart zusammengesparten Sozialstaat finanzieren wolle, ohne seinerseits die Steuern zu erhöhen. Die TV-Debatte entschied Cameron eine ersten Umfrage zwar knapp für sich, laut der ICM-Blitzumfrage für den Independent aber überraschend knapp. Cameron lag in früheren Umfragen bei den Sympathiewerten mit einer zweistelligen Zahl von Prozentpunkten vorn. Die meisten unabhängigen Analysten sahen den Sieg bei Miliband.

Der Vorsprung Milibands auf den unbeliebten Premierminister in den Umfragen ist dennoch weg. Man liegt Kopf an Kopf, mit dem deklarierten EU-Gegner Nigel Farage und seiner UKIP als deutlich abgeschlagenem Dritten. Doch die Frage, die das politische Großbritannien schon jetzt, sechs Wochen vor der Wahl, am meisten beschäftigt, ist, dass sich keine klaren Mehrheiten und damit auch keine mögliche Regierung abzeichnet. Das Schreckgespenst des "hängenden Parlaments", das keine regierungsfähige Mehrheit zustande bringt, geht um.

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