Kalte Wohnungen, bald auch ohne Licht

Verarmt. Griechischer Bürgermeister: „Wir haben das Schlimmste noch nicht hinter uns.“

Die Angst unterzugehen hat das kleine griechische Bergdorf Mesochora schon lange. Vor zehn Jahren wurde die gewaltige Staumauer vollendet. Wird das Tal wie geplant geflutet, versinkt das 400-Einwohner-Dörfchen im Stausee. Doch Bürgermeister Giorgos Chondros sieht diesen Tag noch nicht gekommen. „Seit 25 Jahren kämpfe ich gegen dieses Projekt“, erzählt der End-Vierziger und hegt die Hoffnung, dass es eines Tages ganz abgesagt werden könnte.

Kalte Wohnungen, bald auch ohne Licht
Giorgos Chondros, Bürgermeister
Viel mehr macht Chondros, der auf Einladung der globalisierungskritischen Gruppe „Attac“ in Wien war, derzeit die Wirtschaftskrise zu schaffen. Geld für die Gemeinde? Fehlanzeige. Die Schule musste schließen, und auch die Schule im Nachbarort kann, ebenso wie 30 Prozent aller Schulen in Griechenland, wegen akuten Geldmangels nicht mehr heizen. Auch der Arzt ist weg, erzählt Chondros, Patienten und Gemeinde konnten ihn nicht mehr bezahlen.

Fünf Jahre radikale Sparpolitik habe Griechenland durchgemacht, ärgert sich der Bürgermeister von der radikal-linken SYRIZA-Partei. „Aber das Schlimmste haben wir immer noch nicht hinter uns. Heuer müssen noch einmal 17 Milliarden Euro gespart werden. Das heißt, ab Frühling noch einmal Steuererhöhungen, und dann wird auch bei den Beamten noch massiv gekürzt.“ In den kommenden Monaten würden sich die sozialen Spannungen deshalb noch einmal verschärfen, erwartet Giorgos Chondros.

Kein Geld für Strom

27 Prozent Arbeitslose hat das Land, Hilfe vom Staat gibt es nur 12 Monate lang, und auch diese beträgt im Schnitt nur rund 200 Euro. Eine Folge: „In Athen verlieren derzeit 1000 Haushalte pro Tag den Stromanschluss, weil die Leute nicht mehr zahlen können“.

In vielen Familien ist die Pension der Großeltern das einzige Einkommen. „Auch wir müssen oft meine Mutter mit ihrer 400-Euro-Pension bitten, auszuhelfen“, erzählt Chondros. Gemeinsam mit Attac, das eine neue Kampagne für ein „solidarisches Europa“ startet, hofft er deshalb. „Es gibt auch einen anderen Weg aus unseren Schulden, denn die können wir sowieso nie abbezahlen.“

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