Gaddafi-Söhnen droht die Todesstrafe

Ex-Eliten vor Gericht
Kriegsverbrechen: Insgesamt stehen 37 Angeklagte vor Gericht.

In der Haftanstalt Al-Hadba sitzen Libyens Schwerverbrecher ein. Auch sonst bestens bewacht, ist das Hochsicherheitsgefängnis in Tripolis nun hermetisch abgeriegelt – umringt von Panzerwagen, Maschinengewehrstellungen und Stacheldraht.

Seit Montag findet in Al-Hadba der Prozess gegen die überlebende Elite des 2011 gestürzten Gaddafi-Regimes statt. Darunter der Geheimdienstchef des ermordeten Diktators, Al-Senussi, Ex-Premier Al-Baghdadi, hochrangige Beamte und zwei von Gaddafis Söhnen, Al-Saadi (40) und Saif al-Islam (41).

Den 37 Angeklagten werden unter anderem Korruption und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen. Sie sollen Massaker, Folter und Bombenangriffe im Bürgerkrieg rund um Gaddafis Sturz angeordnet haben. Mehreren Angeklagten droht die Todesstrafe, auch Al-Saadi und Saif al-Islam.

Ob die beiden persönlich vor Gericht erscheinen würden, war vorerst unklar. Saif al-Islam, einst als Nachfolger seines Vaters gehandelt, wird von Rebellen festgehalten. Er soll den Prozess per Live-Schaltung verfolgen. Sein Bruder, der sich vor Kurzem in einer Videobotschaft beim libyschen Volk entschuldigte, wurde nach Angaben aus Justizkreisen noch befragt.

Gewalt und Chaos

Der Prozess ist international umstritten. Menschenrechtsgruppen bezweifeln ein faires Verfahren und weisen darauf hin, dass Richter, Staatsanwälte und Zeugen massiv bedroht worden seien. Zudem hat der Internationale Strafgerichtshof, der Saif al-Islam und Al-Senussi ebenfalls angeklagt hat, einem Verfahren gegen die beiden in Libyen noch gar nicht zugestimmt.

Im Land herrscht Chaos: Milizen kontrollieren weite Teile des Landes, es gibt keine Verfassung, die Übergangsregierung ist machtlos. Erst am Sonntag trat Premier Al-Thinni nach nur wenigen Wochen im Amt zurück.

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