Frankreichs Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung

"Banques Alimentaires" (Lebensmitteltafel)
Supermärkte dürfen unverkaufte Lebensmittel nicht mehr wegwerfen - dafür aber spenden.

Frankreich sagt der Lebensmittelverschwendung den Kampf an. Unverkaufte Lebensmittel dürfen künftig nicht mehr weggeschmissen werden. Ein entsprechender Gesetzesentwurf, der vergangene Woche einstimmig beschlossen wurde, soll auch dafür sorgen, dass Supermärkte in Frankreich ihre nicht verkauften Lebensmittel an Wohltätigkeitsorganisationen spenden.

Der Vorstoß ist freilich keine freiwillige Aktion. Pro Einwohner landen in Frankreich jährlich bis zu 30 Kilogramm Essbares im Müll. Das französische Parlament erkannte, dass es so nicht weitergehen kann und verabschiedete - auch weil Aktivisten seit Jahren Druck auf die Regierung ausüben - ein Gesetz, das die Lebensmittel-Entsorgung neu regelt. Bis 2025 soll damit die Verschwendung von Lebensmittel halbiert werden.

"Absurd" und "Skandalös"

Wenn Lebensmittel nicht mehr genießbar sind, können sie auch zu Tierfutter verarbeitet werden oder auf dem Kompost landen - nur nicht im Müll. Das Gesetz gilt nur für Supermärkte, die über eine Verkaufsfläche ab 400 Quadratmeter verfügen. Wer seine Lebensmittel trotzdem wegschmeißt, muss mit Strafgeldern in Höhe von bis zu 75.000 Euro oder gar mit einer Haftstrafe von bis zu zwei Jahren rechnen.

Frankreichs Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung
epa02728479 Filipino scavengers separate edible food from a garbage truck in Manila, Philippines on 12 May 2011. According to Food and Agricultural Organization (FAO) of United Nations (UN), more than one billion tons of food, or 30 per cent of food produced for human consumption, is wasted around the world. EPA/JOSHUA MARK E. DALUPANG

Der Mann, der das ganze Vorhaben im vergangenen Sommer ins Rollen gebracht hatte, war der französische Lokalpolitiker Arash Derambarsh. Er bezeichnete den Umgang von Supermarktketten mit nicht verkauften Lebensmitteln als "absurd" und "skandalös". Während ein Teil der Gesellschaft Essbares einfach aus dem Fenster werfe, würden die Armen der Ärmsten hungern, so Derambarsh im Gespräch mit dem britischen Guardian.

Nachdem es in seiner Heimat mit einem Gesetz geklappt hat, wird sich der Lokalpolitiker für ein europaweites Verschwendungsverbot einsetzen. "Lebensmittel sind die Grundlage des Lebens, das Grundelement unserer Existenz. Ich werde François Hollande bitten, das Jean-Claude Juncker mitzuteilen."

Man sei aber erst am Anfang, erklärte der französische Gemeinderat aus Courbevoie. Restaurants, Bäckereien, Schul- und Betriebskantinen sind vom Gesetz noch nicht betroffen. Das müsse sich ändern.

Nur ein Prozent wird gespendet

Laut einer Studie der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen werden jährlich weltweit rund 1,3 Milliarden Tonnen Lebensmittel entsorgt. Das entspricht in etwa einem Drittel aller weltweit hergestellten Lebensmittel. Gleichzeitig hungern rund 842 Millionen Menschen. Auch deshalb setzt sich UN-Generalsekretär Ban Ki Moon mit seiner "Zero Hunger"-Initiative dafür ein, die Lebensmittelverschwendung und -verluste drastisch zu reduzieren. Denn schon auf dem Weg vom Erzeuger zum Verbraucher gehen riesige Mengen an Nahrung verloren.

In der EU landen jährlich 179 Kilogramm pro Person auf dem Müll. Das macht insgesamt 89 Tonnen pro Jahr - allein in Österreich werden 1,2 Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Davon kommt gerade einmal ein Prozent in Sozialmärkten und Tafeln. Tonnen an Früchten und Gemüse werden nämlich vergeudet, nur weil sie leichte Schönheitsfehler aufweisen.

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