Kater nach dem US-Ölrausch

Hälfte der US-Frackingunternehmen droht wegen des Ölpreises noch heuer das Aus.

Im Zuge des Fracking-Booms sind in den vergangenen Jahren in den USA die Gas- und Öl-Förderunternehmen wie die Pilze aus dem Boden geschossen. Damit ist es vorbei, seit sich der Ölpreis innerhalb eines Jahres halbierte. Und auch trotz einer jüngsten, leichten Aufwärtsbewegung – der Ölpreis steht derzeit bei knapp 65 Dollar pro Barrel – sieht es für die amerikanische Frackingindustrie zunehmend düster aus: Der Hälfte der Unternehmen drohe bis Jahresende die Schließung oder der Verkauf, befürchtet Rob Fulks, einer der Direktoren des Unternehmens Weatherford International.

Seit fünf Monaten sinkt die Zahl der Förderstätten, derzeit sind in den USA nur noch 932 in Betrieb, fast halb so viele wie noch vor einem Jahr. Um ertragreich nach Öl oder Gas bohren zu können, bräuchten die amerikanischen Frackingunternehmen einen Ölpreis von durchschnittlich 75 Dollar. Liegt der Preis darunter – wie schon seit vergangenem Oktober – übersteigen die Produktionskosten den Gewinn. Die Folgen: Die Frackingunternehmen frieren zuerst ihre Investitionen ein, verzichten auf weitere Bohrungen oder ziehen ganz ab.

Gelassene Saudis

Konkurrent Saudi-Arabien sieht dem Ende des amerikanischen Öltraums ohnehin gelassen zu. Die Scheichs können ihr schwarzes Gold zu viel niedrigeren Kosten aus dem Wüstenboden pumpen, währen Fracking-Unternehmen das unterirdische Gestein aufbohren und mit einem Chemie-Sand-Wasser-Gemisch sprengen müssen.

Fracking, wie es in den USA praktiziert wird und dem Land zuletzt einen gigantischen Ölboom bescherte, ist aber nicht nur teuer, sondern auch für die Umwelt riskant. Erste Entschädigungsklagen wegen der Verunreinigung von Grundwasser gingen bereits durch. Nun drohen Sammelklagen wegen zunehmender Erdbebengefahr: Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass es bei fünf Erdbeben im Bundesstaat Ohio im Vorjahr einen direkten Zusammenhang zwischen den Beben und den Erdöl- und Gasbohrungen gab.

Auch der "United States Geological Survey" (USGS), eine wissenschaftliche Behörde des Bundes-Innenministeriums, machte beunruhigende Beobachtungen: In Oklahoma gab es vor dem Beginn des Fracking-Booms im Durchschnitt zwei Erdbeben der Stärke 3.0 oder stärker pro Jahr. Heute gibt es in dem Bundesstaat, wo besonders viel gefrackt wird, im Schnitt zwei Beben pro Tag. "Dieser starke Anstieg von Beben kann nicht allein auf natürliche Gründe zurückgeführt werden", heißt es in einem in der Vorwoche präsentierten Bericht des USGS.

Dessen ungeachtet verabschiedete die Regierung des Staates Oklahoma nur einen Tag später ein neues Gesetz. Darin wird es Gemeinden erheblich schwerer gemacht, Fracking auf ihrem Areal zu verbieten. Sieben US-Gemeinden haben bisher ein Fracking-Verbot durchgekämpft. Doch oft schlägt der Bundesstaat zurück: In Texas etwa will der Bundesstaat die Gemeinde Denton verklagen, für die entgangenen Gas- und Öleinnahmen aufzukommen.

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