Kiew: Rebellen schossen Militär-Kampfjet ab

„Selfie“ mit der ukrainischen Flagge auf Moskauer Hochhaus
Maschine über Luhansk abgestürzt. Einreise von russischem Hilfskonvoi rückt indes näher.

Prorussische Separatisten haben laut Ukraine am Mittwoch im Osten des Landes einen Kampfjet des Militärs abgeschossen. Die Maschine vom Typ SU-25 sei über der Region Luhansk abgestürzt, sagte Militärsprecher Andrij Lysenko dem ukrainischen Sender Kanal 112. ua. Es sei noch unklar, ob der Pilot sich habe retten können oder bei dem Absturz ums Leben gekommen sei.

Hilfskonvoi

In Moskau kam es zu Gesprächen zwischen Vertretern des Internationalen Roten Kreuzes (IKRK) und des russischen Außenministeriums betreffend die Einfuhr des russischen Hilfskonvois in die Ostukraine, meldet die russische Presseagentur Itartass. Demnach soll das Internationale Rote Kreuz schon eine Route geplant haben, auf der der Konvoi über die Grenze ins Land einreisen könnte. Es wurden auch Inspektionsregeln der einzelnen Lkw beschlossen. Laut Itartass sollen die Fahrzeuge zuerst von russischen, dann von ukrainischen Zollbeamten und Grenzsoldaten untersucht werden. Nach Angaben der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) müssen die Lkw zunächst einen IKRK-Stützpunkt in Lugansk erreichen, bevor die Fracht in weitere Städte geschickt wird.

Kämpfe in Donez und Luhansk

Im Osten der Ukraine halten indes die Gefechte zwischen der ukrainischen Armee und den pro-russischen Rebellen weiter an. In der Stadt Ilowaisk meldete das Innenministerium neun Soldaten, die bei der Wiedereroberung der Stadt getötet wurden. Der in der Nähe von Donezk gelegene Ort gilt als wichtiger Knotenpunkt für den Bahnverkehr. Die Separatistenhochburg Donezk selbst stand nach Angaben des Stadtrats unter ständigem Artilleriebeschuss. Dutzende wurden getötet oder verletzt.

Auch in der Großstadt Luhansk dauerten die Kämpfe an. Die Armeeführung erklärte, sie wolle den Rebellen den Zugang zur russischen Grenze abschneiden, um deren Nachschubwege zu kappen. Diese Strategie wurde am Montag vom ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko angeordnet.

Flagge gezeigt

In Moskau haben Unterstützer der Ukraine auf einem Hochhaus die ukrainische Flagge gehisst. Ermittlungen zufolge kletterten die Aktivisten von der obersten Etage aus zum goldenen Sowjetstern auf der Spitze des 176 Meter hohen Gebäudes. Dort brachten sie die Flagge an und malten den Stern zur Hälfte blau an. Wie die Polizei am Mittwoch meldete, droht den Aktivisten Anklage wegen Vandalismus.

(Von Alexandra Koller)

Angesichts der Ukraine-Krise warnt Außenminister Sebastian Kurz von der ÖVP vor einem neuen Kalten Krieg zwischen Ost und West: Kurz stehe zu dem Beschluss der EU-Staats- und Regierungschefs, die Sanktionen gegen Russland mitzutragen, doch gehe es darum, an langfristigen Lösungen zu arbeiten. Ein neues Blockdenken sei zu vermeiden. "Wir müssen auch an übermorgen denken", so Kurz gegenüber der APA.

Die EU-Außenminister würden weiterhin auf Diplomatie setzen. Wobei Kurz zu bedenken gab, dass man sich von dem derzeitigen aktuellen Kriegsgeschehen loslöse, für das es aber ebenfalls Antworten brauche. Österreich werde sich daher für eine Exit-Strategie einsetzen und an einem Ausweg arbeiten. Dabei müsse natürlich auch Russland eingebunden werden.

Zur wieder aufgeflammten Diskussion um eine Neutralität für die Ukraine sagte der Außenminister, es seien bereits Neutralitätsexperten seines Ressorts auf Wunsch Kiews in der Ukraine gewesen. Wesentlich sei auch, weiterhin an dem langfristigen Ziel einer Freihandelszone der EU mit Russland festzuhalten. "Aber nochmals, klar ist, dass man den Beschluss der Staats- und Regierungschefs zu Sanktionen natürlich mitträgt". Insgesamt sei zu vermeiden, dass die Ukraine gezwungen werden sollte, sich militärisch und auch wirtschaftlich zwischen Ost und West zu entscheiden. Beides müsse vereinbar sein.

Erneut harte Kämpfe in der Ostukraine: Mehrere Tote

Die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussische Separatisten in der Ostukraine gehen unvermindert weiter: Das prowestliche Militär brachte den für den Bahnverkehr wichtigen Ort Ilowaisk unter seine Kontrolle, wie die Nationalgarde am Mittwoch mitteilte. Die Aufständischen berichteten von harten Kämpfen an mehreren Orten. Die Separatistenhochburg Donezk stand nach Angaben des Stadtrats unter ständigem Artilleriebeschuss. Auch in der Großstadt Lugansk dauerten die Kämpfe an.

Bei den Gefechten in der Region Donezk sollen nach Behördenangaben binnen 24 Stunden mindestens 34 Zivilisten getötet worden sein. 29 weitere Menschen seien in diesem Zeitraum verletzt worden, teilten die örtlichen Behörden am Mittwoch mit.

Nach Angaben der Vereinten Nationen wurden seit dem Beginn des Konflikts mehr als 2100 Menschen getötet. Mehr als 285.000 Menschen sind auf der Flucht. Die ukrainische Regierung und der Westen werfen der russischen Regierung vor, die Separatisten im Osten der Ukraine mit Waffen und Kämpfern zu unterstützen. Moskau weist dies jedoch regelmäßig zurück.

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