Flüchtlinge: Italien fürchtet neue Route über Adria

Flüchtlinge verlassen ein Schiff der italenischen Küstenwache
Innenminister Alfano berät noch diese Woche mit seinem albanischen Amtskollegen.

Die Regierung in Rom hat angesichts der Schließung der Balkanroute vor einer neuen Flüchtlingsbewegung von Albanien über die Adria nach Italien gewarnt. Innenminister Angelino Alfano will noch diese Woche mit seinem albanischen Amtskollegen Saimir Tahiri in Tirana zusammentreffen, berichtete die Tageszeitung La Stampa am Mittwoch. Die neue mögliche Flüchtlingsroute ist nicht unbekannt.

Vor zwei Jahrzehnten überquerten tausende Albaner an Bord von Flüchtlingsschiffen die 80 Kilometer lange Strecke über die Adria. Lediglich 50 Seemeilen trennen Albanien von Apulien, mit einem schnellen Motorboot kann die Strecke in zwei Stunden bewältigt werden. Gute Wetterbedingungen in den nächsten Monaten könnten zu einem rasanten Anwachsen der Flüchtlingsanzahl in Richtung Süditalien beitragen.

Schon am Montag war der Staatssekretär für Europafragen, Sandro Gozi, deswegen nach Tirana gereist, um dem albanischen Premier Edi Rama Italiens Kooperation bei strengeren Kontrollen gegen Schlepper über die Adria anzubieten. "Albanische Menschenhändler könnten sich wie vor 20 Jahren in Bewegung setzen", meinte der Präsident der Auslandskommission im römischen Senat, Pier Ferdinando Casini. Die Sorge sei, dass Albanien allein den Menschenhandel über die Adria nicht bekämpfen könne. Italien sei bereit, Schiffe und Personal zur Kontrolle der Adria-Strecke zwischen Albanien und dem süditalienischen Apulien zur Verfügung zu stellen.

Daher nahm Italien auch Kontakte zu Montenegro auf. "Sollte sich die Adria-Route öffnen, müssen wir in der Lage sein, mit einem neuen Notstand umzugehen", sagte Alfano laut "La Stampa".

Flüchtlinge: Italien fürchtet neue Route über Adria
Karte Westbalkan mit Westbalkanroute und möglichen alternativen Routen, Factbox GRAFIK 0276-16, 88 x 150 mm

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