Faymann bietet heimische Ausbildner an

Am 29. Mai 2013 traff Bundeskanzler Werner Faymann (l.) den spanischen Premieminister Mariano Rajoy Brey (r.) zu einem Arbeitsgespräch im zuge des Arbeitsbesuches in Madrid/Spanien.
Madrid: Der Kanzler im Gespräch mit Premier Rajoy über "mehr Reformen und mehr Wettbewerb".

Das Madrider Museum Prado sucht elf Portiere. Dafür beworben haben sich 18.254 Menschen, viele von ihnen mit zumindest einem Studienabschluss. Als Jahresgehalt werden 13.000 Euro geboten, damit kann man in Madrid kaum eine Wohnung zahlen. Aber bei einer Arbeitslosigkeit von rund 25 % im Land, bei den Jugendlichen spricht die Statistik gar von 57 %, ist jeder Job begehrt.

Aber stimmt die Statistik überhaupt? In den Straßen der spanischen Hauptstadt sieht man keine Anzeichen von Verarmung. Die Restaurants sind bis tief in die Nacht gut besucht, egal welcher Preisklasse. Die spanischen Offiziellen erzählen freimütig von Schätzungen über das Ausmaß der Schwarzarbeit im Land. Das Bruttoinlandsprodukt beträgt mehr als 1000 Milliarden Euro, dazu kommen aber angeblich noch einmal über 200 Milliarden aus nicht gemeldeter Arbeit.

Keine Sozialabgaben

Selbst in den Zeiten der vom Wohnbau getriebenen Hochkonjunktur, um 2006, waren 18 % der Jugendlichen arbeitslos , berichtet die zuständige Staatssekretärin Engracia Hidalgo im Gespräch mit dem KURIER. Viele arbeiten im Familienverband, ohne Anmeldung. Das Problem aber liegt in der Ausbildung. Im Bauboom haben viele junge Leute ohne Schulabschluss gut verdient, die stehen jetzt auf der Straße. In den vergangenen vier Jahren sind dem Sozialsystem 3 Millionen Beitragszahler verloren gegangen.

Hier setzte Bundeskanzler Werner Faymann bei einer Veranstaltung der EU-Kommission in Madrid ein. Österreich sei bereit, bis zu 50 Ausbildner nach Spanien zu schicken, die hier das duale Ausbildungssystem populär machen sollen. So sollen durch Lehrwerkstätten 1000 neue Jobs geschaffen werden.

Ministerpräsident Rajoy bedankte sich für die Initiative und versprach das System der dualen Ausbildung genauer zu studieren. Auch werde seine Regierung Maßnahmen gegen die Arbeitslosigkeit setzen. Das allerdings würde das Defizit erhöhen. Die EU, so die Forderung des Konservativen, solle diese Ausgaben daher nicht ins Budget einrechnen.

Das alleine wird die spanische Wirtschaft nicht beflügeln. Wichtig sind Reformen, die aber nur langsam begonnen haben. Das extrem starre Arbeitsrecht wurde bereits gelockert. Bisher waren bei Kündigungen bis zu 3 Jahren Abfertigung zu zahlen.

Faymann empfahl hier, den Sozialpartnern mehr Verantwortung zuzuteilen.

Der Sozialdemokrat Faymann musste dem Konservativen Rajoy näherbringen, dass mehr Marktwirtschaft und weniger Regeln, gerade beim Arbeitsrecht, zum Wohlstand beitrügen. Die EU, so der Österreicher, „braucht mehr Reformen und mehr Wettbewerb“.

Allerdings auch Solidarität: „Auch die Länder, die nicht von dieser hohen Arbeitslosigkeit betroffen sind, dürfen nicht wegschauen, sonst entsteht in Europa eine verlorene Generation. Der nächste EU-Gipfel muss im Zeichen der Jugendarbeitslosigkeit stehen.“

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