Erzwungene Ruhe im Urlaubsparadies Thailand

Politologe Pitch Pongsawat
Nach dem Putsch bekommen kritische Thailänder den langen Arm der neuen Machthaber zu spüren.

Traumstrände und ungetrübte Urlaubsfreuden – so präsentiert sich Thailand Millionen Touristen. Feriengäste sehen wenig von der Macht der Militärs, die im Mai nach monatelangen Unruhen putschten. Thailänder aber, die Kritik wagen, bekommen den langen Arm der neuen Machthaber sehr wohl zu spüren. "Nur an der Oberfläche ist es ruhig", weiß Pitch Pongsawat. Im Juli wurde der renommierte Politologe vom Militär in Bangkok vorgeladen und stundenlang darüber belehrt, wie die Situation im Land wirklich zu beurteilen sei: nämlich endlich ruhig und auf dem richtigen Weg.

Die Ruhe ist eine erzwungene. Fünf Monate nach dem Putsch ist das Kriegsrecht nach wie vor in Kraft, die Pressefreiheit eingeschränkt, sind politische Versammlungen verboten, Hunderte Junta-Kritiker wurden verhaftet. Juntachef General Prayuth Chan-ocha ließ sich zum Ministerpräsidenten küren, seine mit vielen Militärs bestückte Regierung führt Thailand ohne Kontrolle und Opposition.

"Die Menschen akzeptieren diese Lage nicht, aber sie gehen nicht auf die Straße", schildert Pongsawat dem KURIER die Lage. Das Sagen hat allein das Militär, gestützt wird es von der reichen, urbanen Geschäfts-Elite des Landes. "Sie behaupten nun, das Land besser zu führen, weil es keine Gewalt auf den Straßen gebe. Aber in Wahrheit kann ein autoritäres Regime in aller Ruhe zusammen mit der Business-Elite den großen Geschäften nachgehen", sagte Pongsawat. Die Mehrheit der Bevölkerung hingegen bleibe von der politischen Entwicklung ausgeschlossen.

Weiter Weg zur Demokratie

Ob und wann Thailand zur Demokratie zurückkehre, sei, so der Politologe, nicht absehbar: "Selbst den Militärs ist klar, dass es keine einfache Lösung gibt, um aus unserer aktuellen Lage rauszukommen." Denn freie Wahlen würde die derzeit herrschende Geschäftselite zusammen mit den ihnen verbündeten Parteien und dem Militär klar verlieren – so wie sie alle Urnengänge seit 2006 verloren haben.

Gesiegt hat stattdessen stets mit großer Mehrheit der politische Clan rund um Milliardär Thaksin Shinawatra. Dieser konnte auf die Unterstützung der ärmeren Landbevölkerung zählen – die klare Mehrheit des Wahlvolkes. 2006 wurde er vom Militär gestürzt, im Mai schließlich seine später regierende Schwester Yingluck Shinawatra.

Von den zunächst versprochenen Neuwahlen im nächsten Jahr ist nun schon keine Rede mehr – frühestens 2016 sei denkbar, kündigte die Junta an.

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